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Die Bewohner der Favelas in Rio de Janeiro sind besonders gefährdet.

© AFP

Studie: Schnell wachsende Städte am gefährlichsten

Die Bewohner schnell wachsender Städte sind Naturkatastrophen am stärksten ausgesetzt. Das gilt vor allem in Asien und Afrika. Entscheidend ist, wie die Urbanisierung verläuft. Deutschland geht es dabei weitgehend gut.

In Städten, die explosionsartig wachsen, sind die Menschen bei Naturkatastrophen den größten Gefahren ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt der Weltrisikoindex 2014, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Experten, die den Index im Auftrag des Bündnisses Entwicklung Hilft erstellt haben, erklären das so: Wenn in einer Stadt planlos illegale Siedlungen entstehen, sind die Frühwarnsysteme und Möglichkeiten zur Bewältigung von Naturkatastrophen besonders schlecht.

Die Stadt mit dem höchsten Bevölkerungswachstum ist derzeit die 2,1-Millionen-Einwohner-Stadt Ouagadougou in Burkina Faso. Auf Platz eins des Index mit dem größten Risiko findet sich dieses Jahr der Inselstaat Vanuatu im Südpazifik, gefolgt von den Philippinen, Tonga, Guatemala und Bangladesch.

Im Vergleich zu den Risiken, mit denen die Menschen in den besonders schnell wachsenden Städten Afrikas und Asiens leben, sind die Gefahren, denen man in Deutschland ausgesetzt ist, gering. Der aktuelle Index sieht Deutschland auf Platz 147 von 171. Allerdings berücksichtigt der Index nur Risiken, die mit Naturkatastrophen und den Kapazitäten zur Bewältigung von Naturereignissen wie Erdbeben oder Hochwasser zusammenhängen. Politische Risiken fließen in die Berechnung nicht mit ein, weshalb Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und Katar besser abschneiden als Deutschland.

2050 werden zwei von drei Menschen in Städten leben

Lebten im Jahr 1950 noch zwei von drei Menschen auf dem Land, wird sich dieses Verhältnis 2050, also hundert Jahre später, genau umgekehrt haben. Dann dürften Prognosen zufolge zwei Drittel der Erdbevölkerung in Städten ansässig sein. Das wäre im Vergleich zu heute ein Zuwachs von 2,5 Milliarden Menschen, wobei der größte Teil dieser Entwicklung in Afrika und Asien stattfindet.

Dieser Prozess an sich ist nicht Kern des Problems, betont Peter Mucke, Geschäftsführer vom „Bündnis Entwicklung Hilft“: „Entscheidend ist, wie die Urbanisierung verläuft.“ Sind Straßen und Wohnhäuser sicher gebaut, funktionieren Gesundheitswesen und Frühwarnsysteme, bieten Städte oftmals einen besseren Schutz etwa vor extremen Wetterereignissen als das Leben auf dem Land. Wenn aber das Wachstum nicht an ein Minimum an Aufschwung und einen halbwegs transparent arbeitenden Apparat in Politik und Verwaltung gekoppelt ist, werde es eng, ergänzt Mitautor Jörn Birkmann von der Bonner UN-Universität. Genau darin liegt das Risiko für die Bewohner von Megacitys wie Schanghai in China, Jakarta in Indonesien oder Rio de Janeiro in Brasilien. Gleiches gilt für die vielen kleineren, aber schnell wachsenden Städte in Afrika – oder die dicht besiedelten Regionen in den Flutgebieten Indiens und Pakistans. Viele Anwohner leben in unsicheren Verhältnissen. Und wenn dann noch Erdrutsche oder Dauerregen dazukommen, können auch im übertragenen Sinne alle Dämme brechen – besonders bei den Menschen, deren Heime in informellen Siedlungen wie Slums oder Favelas stehen. (dpa/KNA)

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