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Studie Uni Würzburg: Türkische Mädchen wissen, was sie wollen

Brav und erpicht auf die Rolle als Hausfrau und Mutter? Weit gefehlt, hat eine Studie der Uni Würzburg herausgefunden und räumt mit Klischees über junge Türkinnen in Deutschland auf.

In ihrer Studie widerlegen Heinz Reinders und Robert Emmerich von der Empirischen Bildungsforschung an der Universität Würzburg verbreitete Klischeebilder wie dieses: Türkische Mädchen machen brav, was ihre Eltern sagen. Laut Ergebnis sind sie sogar selbstbewusster als die Jungen und nehmen sich das Recht heraus, gegenüber ihren Eltern eine eigene Meinung zu vertreten.

Die Unabhängigkeit von der Meinung ihrer Eltern kommt beispielsweise bei der Wahl der Freunde zum Ausdruck. Knapp 77 Prozent der befragten Mädchen bestehen darauf, ihre Freunde selbst zu wählen. Das wollen nur 72 Prozent der Jungs.

Rund 67 Prozent der Mädchen möchten selbst über ihre Freizeitgestaltung bestimmen, bei den Jungen sind es knapp 59 Prozent. Auch bei der wichtigen Frage der Berufswahl lassen sich junge Türkinnen ungern hereinreden, das gaben 77 Prozent der Befragten an im Gegensatz zu 62 Prozent ihrer männlichen Zeitgenossen.

Auch scheinen die Mädchen besser integriert zu sein. Nur elf Prozent träumen davon, in die Türkei zurückzukehren. Bei den Jungen wünschen sich das 15 Prozent.

Dass Mädchen bei der Ablösung vom Elternhaus eher die Nase vorn haben, ist nicht ungewöhnlich. Das sei in deutschen Familien ebenso, sagen die Erziehungswissenschaftler. Dass türkische Mädchen besser integriert seien, könnte ihren Ablöseprozess im Vergleich zu türkischen Jungen beschleunigen.

Allerdings gibt Reinders zu bedenken, dass mit diesen Wünschen noch nichts über die tatsächliche Unabhängigkeit gesagt sei. "Allerdings wird deutlich, dass türkische Mädchen stärker nach Unabhängigkeit streben als die Jungen. Da findet eine kleine Revolution statt", sagte der Forscher.

Für die Studie wurden 400 Mädchen und 430 Jungen türkischer Herkunft im Alter von 12 bis 17 Jahren befragt. Durchgeführt wurde die Erhebung in den Jahren 2005 bis 2008 unter Hauptschülern im Rhein-Neckar-Gebiet.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, sp

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