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Studie: Was deutsche Kinder glücklich macht

84 Prozent der Kinder in Deutschland sind glücklich. Eine aktuelle ZDF-Studie erklärt wieso.

Marcel aus Karlsruhe hat eine ganz genaue Vorstellung davon, was Glück für ihn bedeutet. "Wenn ich mit meinen Freunden spiele", sagt der Zwölfjährige. Melanie aus Günzburg ist glücklich, wenn sie mit ihren Eltern in den Urlaub fahren kann. Der zwölfjährige Benjamin aus Heidelberg empfindet es dagegen als Glück, wenn er in der Schule gute Noten bekommt. Glück ist also extrem subjektiv. Aber immerhin: 84 Prozent der Kinder in Deutschland haben sich einer am Donnerstag in Mainz vorgestellten Glücksstudie der ZDF-Medienforschung zufolge selbst als "glücklich" oder "total glücklich" bezeichnet.

Als "ermunternd" und "aufbauend" bezeichnete Glücksforscher Anton Bucher von der Universität Salzburg die Ergebnisse der Studie, an der er selbst mitgearbeitet hat. Die Aussagen bildeten einen Gegenpol zur landläufigen "Skandalisierung der Kindheitsrhetorik", betonte der Religionspädagoge. Es stimme nicht, dass die Kinder von heute nicht mehr so glücklich seien wie frühere Generationen. Auch das weit verbreitete Negativbild des "gewalttätigen, von elterlichen Rosenkriegen zermürbten und von Fastfood aufgedunsenen Nachwuchses" habe die Studie nicht bestätigt. Die Erhebung wurde zum 10-jährigen Bestehen der ZDF-Kindersendung "Tabaluga tivi" erstellt.

Kaum Ursachenforschung zu Glück und Unglück von Kindern

Für die Studie wurden die Meinungen von mehr als 1200 Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren sowie deren Eltern per Fragebogen erfasst. Auf einer Smiley-Skala sollten die Befragten zu verschiedenen Themen den Grad ihres Glücks ankreuzen. Zudem seien 60 tiefenpsychologische Interviews mit vier- bis zwölfjährigen Kindern und mit deren Eltern geführt worden. Er sei dankbar, dass das ZDF sich so eine "einmalige Studie" geleistet habe, sagte Bucher. Während zwischen 1887 und 1999 rund 86.000 Studien zu Depressionen und 70.000 zu Ängsten erschienen seien, habe es im selben Zeitraum nur knapp 4000 Arbeiten zum Thema Glück und gerade einmal 1160 Studien zum Thema Freude gegeben.

Die Ursachen für eine glückliche oder unglückliche Kindheit waren bislang also kaum erforscht. Die Studie habe daher "viele ganz neue Erkenntnisse" geliefert, sagte die Leiterin der ZDF-Medienforschung, Susanne Kayser. Sie sei somit "auch ein Stück Grundlagenforschung".

Hausaufgaben machen unglücklich

Nicht wirklich neu, aber erstmals wissenschaftlich untermauert, ist die Tatsache, dass großer Druck in der Schule oder auch zu viele Hausaufgaben den Nachwuchs unglücklich machen. Wenn Kinder "nur beim Gedanken an die Schule" Magenkrämpfe bekämen, dann könne etwas nicht stimmen, sagt Bucher. Rund 66 Prozent der Schüler hierzulande stufen sich selbst als "total glücklich" - wenn sie nicht zu lange für ihre Hausaufgaben benötigen. Kinder, die täglich mehrere Stunden mit den Schularbeiten verbringen, sind nur zu 39 Prozent "total glücklich".

Zwar sei "Schule nicht gleich Schule", schränkte Bucher ein. Die Studie habe aber ganz klar gezeigt, dass die Hausaufgaben "neben dem nicht aufgeräumten Zimmer" der häufigste Anlass für Streit zwischen Eltern und ihren Kindern sind.

Der Studie zufolge steht und fällt das Glück der Kinder mit dem Wohlbefinden in der Familie. Ein durch "Liebe, Anerkennung und Unterstützung" geprägtes Klima sowie gemeinsame Unternehmungen mit den Eltern seien "dem Glück der Heranwachsenden" förderlich. Dieser Effekt nehme jedoch mit steigendem Alter ab. Ebenfalls entscheidend für das Kinderglück sei das subjektive Empfinden, genug Freizeit zu haben. 43 Prozent der Befragten, die ihre Freunde täglich treffen, seien sehr glücklich. Dagegen seien nur 17 Prozent der Kinder "total glücklich", die selten oder nie mit Freunden zusammen sind.

Daniel Staffen-Quandt[ddp]

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