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Die Generation Mitte sorgt sich über das, was die Zukunft bringt.

© dpa

Studie zu Lebensqualität in Deutschland: Generation Angst

Trotz eines hohen Lebensstandards fürchten sich die 30- bis 59-jährigen Deutschen um die Entwicklung des Landes. Sorgen bereiten ihnen vor allem die Flüchtlingskrise und soziale Ungleichheit.

Die Generation der 30- bis 59-Jährigen blickt skeptisch in die Zukunft. Obwohl sie die eigene Lebensqualität sehr hoch einschätzt, nimmt die gesamtgesellschaftliche Unsicherheit aus ihrer Sicht durch mehrere Faktoren zu: Die große Zahl an Flüchtlingen, die seit dem vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen sind, einen wachsenden Unterschied zwischen Arm und Reich und die Rentenpolitik der Regierung.

Nur noch 37 Prozent der Befragten sind zukunftsoptimistisch, 2015 waren es noch 57 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zum vierten Mal in Auftrag gegeben hat. Für die repräsentative Umfrage hatte das Allensbach-Institut im Juni dieses Jahres 1100 der 30- bis 59-Jährigen im Land, der sogenannten Generation Mitte, befragt.

Der Zukunftsoptimismus von 2015 ist deutlich gesunken

Das Ergebnis sei eine „eigentümliche Konstellation“, sagte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts. Der Zukunftsoptimismus von 2015 sei „regelrecht durchgesackt.“ Das habe mit dem Flüchtlingsstrom und den Anschlagsserien zu tun und sei auf die Streits zwischen und dem Vertrauensverlust in die Parteien zurückzuführen, sagte sie bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag in Berlin. Trotz des skeptischen Blicks in die Zukunft halten 75 Prozent der Befragten den persönlichen Lebensstandard für gut oder sehr gut, sagte Köcher. Und auch die Lebensqualität im Land hält sich auf einem guten Niveau: 66 Prozent sind dieser Meinung.

Die Menschen stehen der Zuwanderung skeptischer gegenüber

Die großen Gefahren für Deutschland sehen die Befragten in einer wachsenden sozialen Ungleichheit (68 Prozent), der Zunahme an Fremdenfeindlichkeit (68), terroristischen Anschlägen (65) und in Flüchtlingen, die ins Land kommen (64). Die offene Einstellung zu Einwanderern habe sich laut Köcher verändert: Weniger Befragte sähen Zuwanderung als Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels, sagt die Institutschefin. Zwei Drittel der Befragten bewerten zudem die Integrationschancen für Flüchtlinge als weniger oder gar nicht gut. Das Thema Zuwanderung polarisiert: Während 30 Prozent der Befragten meinen, dass Zuwanderer die Gesellschaft lebendiger machen, finden 29 Prozent, dass Deutschland keine Flüchtlinge mehr aufnehmen könne. Außerdem sehen mehr Befragte einen Zusammenhang zwischen Zuwanderung und Kriminalität. Weitgehend einig sind sie sich über die Art der Integration: 87 Prozent finden, dass unbedingt akzeptiert werden müsse, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte haben.

Viele treibt die Frage um, ob der Lebensstandard im Alter gehalten werden kann

In der Generation Mitte ist das Leistungsprinzip fest verankert: 72 Prozent meinen, dass der, der viel leistet, entsprechend viel verdienen sollte. Sorgen macht 60 Prozent der 30- bis 59-Jährigen aber, den eigenen Lebensstandard im Alter nicht halten zu können. Durch die anhaltende Rentendebatte fühlen sich zwei Drittel der Befragten verunsichert. Auch das Thema Gewalt und Kriminalität treibt die Generation Mitte um: Die Zahl derer, die fürchten, Opfer eines Verbrechens oder Terroranschlags zu werden, ist von zehn beziehungsweise elf auf 25 Prozent gestiegen.

Dass der Zukunftsoptimismus in absehbarer Zeit wieder steigt, sieht Köcher nicht: Da nicht abzusehen sei, dass die Krisen in der Welt bald gelöst würden, sei eine Verbesserung der Stimmung vorerst nicht zu erwarten.

Clara Lipkowski

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