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Gustav

© dpa

Sturm "Gustav": Bush ruft Notstand für US-Küste aus

Sturm "Gustav" schlägt eine Schneise der Verwüstung: Am Freitag peitscht das Unwetter über die Insel Jamaica. In Haiti und der Dominikanischen Republik kommen 70 Menschen ums Leben. Das US-Hurrikanzentrum in Miami stufte "Gustav" am Freitag zu einem Hurrikan hoch.

Alarmstimmung an der US-Golfküste: Nach dem tödlichen Zug von "Gustav" durch die Karibik wächst die Furcht, dass der Tropensturm mit voller Wucht die Staaten Louisiana und Mississippi treffen könnte - fast genau drei Jahre nach dem verheerenden Hurrikan "Katrina". Präsident George W. Bush rief am Freitag vorsorglich für den Bundesstaat Luisiana den Notstand aus. Das US-Hurrikanzentrum in Miami stufte "Gustav" am Freitag zu einem Hurrikan hoch.

Von Texas bis Florida liefen am Freitag die Notfall-Vorbereitungen, es wurden bereits tausende Nationalgardisten aktiviert. In der damals von "Katrina" überfluteten Stadt New Orleans standen die ersten Busse für Evakuierungen bereit. Zunächst sollten Alte und Kranke in Sicherheit gebracht werden. Bush schickte bereits seinen Heimatschutzminister in die Region, die nach Berechnungen von Meteorologen am Dienstag von "Gustav" heimgesucht werden könnte - dann möglicherweise ein Hurrikan der Stärke drei.

Viele Menschen werden vermisst

Mit schweren Regenfällen und Wind fast in Hurrikanstärke war Tropensturm "Gustav" in der Nacht zum Freitag über Jamaika hinweggewirbelt und hatte in mehreren Ortschaften ein Bild der Zerstörung hinterlassen. Die Wetterdienste der Region erwarten, dass er an diesem Samstag die Kaimaninseln erreichen wird. Am Sonntag wird er nach den Berechnungen der Meteorologen über die Westspitze Kubas in den Golf von Mexiko eindringen. Zuvor hatte "Gustav" auf der Insel Hispaniola mit Haiti und der Dominikanischen Republik erhebliche Verwüstungen verursacht. Die Zahl von etwa 70 Toten könnte sich noch erhöhen. Viele Menschen galten am Freitag noch als vermisst.

Auf Jamaika hat der Wirbelsturm nach einem Bericht der Tageszeitung "Jamaica Gleaner" zum Beispiel im Bezirk Portland ein wahres Trümmerfeld hinterlassen. Hunderte von Einwohnern hätten ihre Bleibe verloren. Der Sturm habe auch das Dach einer Schule weggerissen, in die sich die Menschen geflüchtet hatten. "Es ist eine totale Zerstörung überall", sagte Alston Hunter, Ratsmitglied der Stadt Manchioneal.

Nach Berechnungen des Hurrikan-Zentrums in Miami (US-Bundesstaat Florida) könnte sich "Gustav" bis zum Samstag zu einem Hurrikan verstärken. Zahlreiche Provinzen im Westen Kubas waren am Freitag in Alarmbereitschaft.

New Orleans kann nicht aufatmen

Die US-amerikanischen Vorbereitungen auf "Gustav" zwangen auch zur Streichung von Gedenkfeiern für die Opfer von "Katrina" in New Orleans. Hier war am Freitag genau vor drei Jahren um 9.38 Uhr Ortszeit der erste Deich unter dem Druck angeschwollener Wassermassen zerborsten - der Beginn einer der größten zivilen Tragödien in der US-Geschichte. Insgesamt waren durch "Katrina" in Louisiana und Mississippi etwa 1800 Menschen ums Leben gekommen. In New Orleans läuteten am Freitag um 9.38 Uhr Kirchenglocken, und in einer symbolischen Bestattungszeremonie wurde jener Opfer gedacht, deren Leichen nie geborgen wurden. Danach rückte nach Medienberichten "Gustav" wieder in Vordergrund.

Der Sturm könnte auch den Wahlparteitag der Republikaner in der kommenden Woche in Minneapolis-St. Paul (Minnesota) durcheinander bringen, der nach bisherigen Plänen am Montag beginnen soll. Nach Medienberichten erwägen die Organisationen eine Verschiebung für den Fall, dass der Sturm tatsächlich die US-Küste bedroht. US-Präsident Bush, der bereits am ersten Tag zu den Delegierten sprechen soll, beobachtet nach Angaben des Weißen Hauses die Lage und ist darauf vorbereitet, seinen Auftritt abzusagen oder zu verschieben. Eine mögliche Entscheidung wurde für Samstag erwartet.

US-Medien zitierten führende Republikaner mit den Worten, es würde schlecht aussehen, wenn auf dem Parteitag gefeiert werde, während tausende Menschen vor einem Hurrikan flüchten müssten.

Bush und seine Regierung waren vor drei Jahren wegen ihrer langsamen und unkoordinierten Reaktion auf "Katrina" unter schweren Beschuss geraten. Sowohl der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, als auch der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, betonten am Donnerstag jedoch, dass man diesmal gut vorbereitet sei. Seit "Katrina" sei stetig an Notfall-Plänen gearbeitet worden, die sich bei Erprobungen bewährt hätten. (sgo/dpa)

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