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Ein zerstörtes Auto unter einem umgestürzten Baum im Hamburger Stadtteil Harvestehude

© dpa/Daniel Bockwoldt

Update

Sturmtief: Tote, Verletzte und immense Schäden durch "Niklas"

Orkantief "Niklas" hat sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgetobt. Dabei starben mindestens neun Menschen. Die Schäden sind groß, das Aufräumen wird dauern. Bahnreisende müssen noch mit Einschränkungen rechnen.

Beim ersten großen Frühjahrssturm sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Orkantief „Niklas“ richtete auf seinem Weg von West nach Ost große Schäden an und legte in der Woche vor Ostern den Bahnverkehr in Teilen Deutschlands lahm. Für gestrandete Fahrgäste stellte die Deutsche Bahn in mehreren Städten Übernachtungszüge bereit.

„Niklas“ war mit Böen von bis zu 192 Stundenkilometern einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre. Er brachte am Dienstag auch den Straßen-, Schiffs- und Flugverkehr durcheinander. Heftige Böen und entwurzelte Bäume beschädigten Autos, Häuser und Stromleitungen. Tausende Haushalte waren ohne Elektrizität - oft noch bis in den Mittwoch. In der Nacht flaute der Sturm langsam ab.

Ausnahmezustand in Berlin

In Bayern und Rheinland-Pfalz wurden eine Frau und zwei Männer erschlagen, als Bäume auf ihre Autos stürzten. In Sachsen-Anhalt tötete eine umgewehte Mauer einen Mann. Auch in Österreich und der Schweiz gab es zwei Unwettertote. Außerdem gab es mindestens drei Tote bei wetterbedingten Unfällen: Im baden-württembergischen Ostalbkreis starben zwei Männer auf einer schneebedeckten Straße. In Bayern wurde ein Mann bei starkem Hagel auf der Autobahn 95 getötet.

Seinen zerstörerischen Anfang nahm das Orkantief im Westen. Ab dem Nachmittag wütete es auch im Osten der Republik. Mit Sturmböen, Regen und Graupelschauern richtete „Niklas“ in der Region Berlin und Brandenburg viele Schäden an. In der Hauptstadt wurden vier Menschen verletzt, die Feuerwehr rief dort den Ausnahmezustand aus.

In Weimar stürzte ein Baum auf eine Mutter und ihre zwei Töchter. Eines der Mädchen wurde dabei schwer verletzt. Ihre Schwester und die Mutter erlitten leichte Verletzungen, wie eine Sprecherin der Polizei am frühen Mittwochmorgen sagte. Die Mutter war mit ihren neun und acht Jahre alten Töchtern auf einem Gehweg unterwegs, als der etwa zehn Meter hohe Baum umkippte. Die Neunjährige ist noch in der Klinik.

Bahnverkehr lahmgelegt

Auf der Schiene ging vielerorts nichts mehr. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin ruhte der Regionalverkehr teilweise seit dem Morgen ganz. In Deutschlands größtem Bundesland Bayern wurde der Fernverkehr am Nachmittag komplett eingestellt. Anderswo rollten die Züge mit stark gedrosseltem Tempo. Auf freier Strecke zwischen Hamburg und Berlin blieb ein ICE mit 400 Passagieren liegen. Die Route wurde in beide Richtungen gesperrt. In einer Durchsage an die Fahrgäste hieß es in einem Zug: „Alle Fernzüge der Deutschen Bahn sind ab sofort zu Hotelzügen umfunktioniert.“

Bahnreisende müssen sich auch am Mittwoch vielerorts noch auf Behinderungen einstellen. Die meisten Strecken seien zwar frei, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß im ZDF-„Morgenmagazin“. „Aber wie immer in solchen Fällen muss das Personal neu disponiert werden. Viele Fahrzeuge, viele Lokomotiven sind nicht da, wo sie hingehören.“ Ausfälle werde es sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr geben. An Ostern sollen die Züge wieder planmäßig fahren. „Da müssten dann die Umlaufpläne wieder so stimmen, dass die Züge überall da sind, wo sie auch hingehören“, sagte Stauß.

Laut Bahn sind die Strecken zwischen Bremen und Hannover sowie zwischen München, Rosenheim und Salzburg noch gesperrt. Die Höhe des entstandenen Schadens für die Bahn ist noch unklar: „Es gab bundesweit Schäden. Ich kann noch keine Summen nennen“, sagte Stauß.

Flugverkehr beeinträchtigt

Polizisten und Feuerwehrleute waren im Dauereinsatz. Auf Straßen und Autobahnen blockierten umgekippte Lastwagen und Anhänger den Verkehr. Im Fährverkehr zu den ostfriesischen Inseln gab es Einschränkungen. Die Verbindung zwischen Cuxhaven und der Hochseeinsel Helgoland wurde komplett gestrichen.

Am Flughafen in Frankfurt am Main fielen mehr als 180 Starts und Landungen aus. Angesichts der Wetterlage müsse auch am Mittwoch mit Einschränkungen im Flugbetrieb gerechnet werden, sagte ein Sprecher. In Hamburg waren 63 Flüge betroffen.

Zehntausende Haushalte in Bayern blieben ohne Strom; für tausend Haushalte sollte der Zustand über Nacht anhalten, so der Versorger Bayernwerk AG. Auch in anderen Ländern wie Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern blieben Tausende Kunden ohne Elektrizität. Unterdessen begannen in Hessen und Baden-Württemberg am Abend erste Aufräumarbeiten.

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