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Tag der offenen Tür: Das BKA gibt sich bürgernah

Das Bundeskriminalamt hat erstmals in seiner Geschichte zum Tag der offenen Tür eingeladen. Für die Kriminalbeamten in Wiesbaden war es eine Gratwanderung.

Wiesbaden - Während sich vermummte Gestalten in Schwarz vom Hubschrauber abseilen, drängeln sich Hunderte Schaulustiger an die Absperrgitter. Nur ein paar Meter weiter schießen junge Frauen mit Laserpistolen auf behelmte Pappsoldaten. Der Schießstand für Besucher erinnert fast an einen Rummelplatz. Wer trifft, gewinnt aber keine Plastikblumen, sondern darf eine leere Patronenhülse mit nach Hause nehmen. Die Souvenirs verteilt das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden, das erstmals in seiner 55-jährigen Geschichte zu einem Tag der offenen Tür einlud.

Der Andrang der Besucher ist riesig. Bis zum Mittag strömten schon 4000 Neugierige auf das Gelände am Sonnenberg. "Wir sind modern und weltoffen, aber irgend etwas muss natürlich auch geheim bleiben", hatte BKA-Präsident Jörg Ziercke die Schaulustigen am Morgen begrüßt. Bereits kurz nach seiner Amtseinführung vor gut zwei Jahren hatte Ziercke den Plänen zu einem Besuchertag zugestimmt. Seitdem plante die Bundesbehörde die bürgernahe Präsentation, bei der 650 der 5500 BKA-Mitarbeiter im Einsatz sind.

"Eine Gratwanderung"

"Ein Tag der offenen Tür in einer Sicherheitsbehörde ist natürlich eine Gratwanderung", gesteht BKA-Sprecher Christian Brockert. So versprüht die Veranstaltung teilweise einen etwas spröden Charme, etwa wenn die Gäste mit offenen Armen zur Leibesvisitation empfangen werden. Ein Einblick in das Innere der Behörde wird aus organisatorischen Gründen ohnehin nur einem kleinen Teil der Besucherschar gewährt.

Während die Vorführungen des Sonderkommandos GSG 9 oder der Hundestaffel auf dem Aktionsplatz für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind, dürfen nur die gesetzestreuen Gewinner einer Verlosung an einer Führung durch die Katakomben teilnehmen, die aufgrund des Zeitdrucks im Laufschritt erfolgt.

7500 Schusswaffen in der Waffenkammer

Die Auserwählten dürfen sich dann in der Waffenkammer des BKA umsehen, wo 7500 verschiedene Schusswaffen lagern. "Wir könnten einen Kleinkrieg anzetteln und ihn auch gewinnen", verrät Michael Benstein. Der Waffenexperte muss überwiegend Spuren an Geschossmunition untersuchen, um sie unterschiedlichen Verbrechen und den dabei benutzten Waffen zuordnen zu können. Nicht weniger als 54 Mitarbeiter zählt der Schusswaffenerkennungsdienst.

Viele der Waffen stammen aus Verbrechen, andere hat das BKA selbst eingekauft. So auch den Stolz des Waffenarsenals, die 14 000 Euro teure "Accuracy AW 50". Das englische Fabrikat mit Zielfernrohr und Kaliber 50 schießt auf eine Entfernung von einer Meile zielgenau und ist auch im Besitz der Bundeswehr. Neben hunderten weiterer Gewehre und noch mehr Pistolen beherbergt die Waffenkammer auch Abschussvorrichtungen, die in Kugelschreibern oder Krückstöcken getarnt sind. Deutlich friedfertiger geht es da in der "Zentrale Lichtbildsammlung" zu. Hier werden die Fotos vermisster und krimineller Personen gehortet. Die Bilder von zwei Millionen Menschen lagern in den Karteikästen, weitere 1,6 Millionen sind in den Computerdateien gespeichert.

Zum Abschluss der Führung dürfen die Besucher noch in das Schießkino des BKA. Hier läuft die Ausbildung von Anfängern, Fortgeschrittenen und angehenden Scharfschützen. Am Tag der offenen Tür tritt hier aber ein vierköpfiges Einsatzkommando die Attrappe einer Wohnungstür ein, um die Befreiung einer Geisel zu simulieren. Denn wenn das BKA nicht ausnahmsweise Gäste empfängt, machen deren Spezialisten auch schon mal selbst Hausbesuche. (Von Oliver Teutsch, ddp)

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