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Panorama: Tanz der Diplomaten

Hat Condoleezza Rice ihren Traummann gefunden?

Haben die beiden was miteinander? US- Außenministerin Condoleezza Rice, die man gern die „mächtigste Frau der Welt“ nennt, hat vor wenigen Tagen den Wahlkreis ihres kanadischen Kollegen Peter MacKay besucht; der gilt daheim als „der sexieste Politiker“. Nun schwirren die Gerüchte. Beide sind fotogene Erscheinungen: Sie (51) trägt farbenfrohe Designerkostüme, beim Besuch in Nova Scotia eine dottergelbe Jacke zum schwarzen Rock, die ihren dunklen Teint hervorhebt. Er (40) ist ein großer, schlanker Blonder mit breiten Schultern und sonnengebräunter Haut – Folge seiner ausgiebigen Präsenz auf dem Football-Feld.

Sucht man nach harten Belegen für die angebliche Romanze, bleibt nicht viel: Beide sind Single, sie haben miteinander diniert und sind durch den Hafenort Pictou spaziert. Diese persönliche Inszenierung bilateraler Beziehungen gehört seit geraumer Zeit zur „Public diplomacy“ der USA. „Condi“ lud 2005 „Jack“ (Straw, damals britischer Außenminister) ins Footballstadion ihrer Heimat Alabama ein, die Bilder gingen um die Welt. Er ließ sie später in England auf den Spuren der Beatles wandeln.

Doch halt: Wer die Story so nüchtern betrachtet, verschenkt amüsante Details. In Kanada ist Peter MacKay mit wahren oder angedichteten Romanzen häufig in den Klatschspalten. Aufsehen erregte 2005 das Ende seiner Liaison mit Belinda Stronach – wie er lange Mitglied der Konservativen. Sie gab ihm den Laufpass und ging zu den Liberalen.

Als Rice und MacKay durch Pictou flanierten, bekamen die hausbackenen Protestbanner der ergrauten Flower-Power- Generation gegen Irak- und Afghanistankrieg einen Nebensinn: „Pete, Condi: Make Love Not War.“ Plötzlich fiel Reportern auf, dass Rice ihn „Peter“ nennt. Dabei spricht sie die meisten Kollegen mit Vornamen an. Er blieb beim distanzierten „Miss Secretary“, das störte die Spekulationen nicht. Aus seiner Begrüßungsrede im nahen Stellarton zitieren die Medien am liebsten dies: Er habe gehört, die Ministerin liebe die kühle Brise des Nordatlantik und habe „ihr Fenster letzte Nacht offen gelassen“. Er schloss gefühlvoll „Please come back again!“ Ob „du“ oder „Sie“ – das lässt das Englische ja offen.

Rice bestätigte die Episode mit dem offenen Fenster und verriet, Peter habe sie seiner Familie vorgestellt, dem Vater und der Stiefmutter. Schelmisch fügte sie an: „Familie ist wichtig. Außerdem erinnern sie sich noch, was du mit fünf Jahren angestellt hast.“ Peter grinste. Das Terrain für die Pressekonferenz war bereitet: ein Dinner bei Kerzenschein? Nein, sagte Rices Sprecher Sean McCormack: „Es war eine ziemlich helle, elektrische Beleuchtung. Ein Arbeitsessen mit 14 Mitarbeitern, auch sechs Bodyguards waren dabei.“

Das hinderte „The Globe and Mail“ in Toronto aber nicht, Peter und Condi als besonders „hot“ in ihrer Kolumne „Hot and Not“ aufzulisten. Bald fanden die Archive verschiedener Medien heraus, dass Rice im Juli MacKay in ihrem Jet auf dem Nachtflug von Rom zur nächsten Konferenz in Kuala Lumpur mitgenommen hatte. Auch Europas Außenpolitikchef Javier Solana war mit an Bord, aber solche Fakten stören den Erzählfluss nur. Im Internet hat die Geschichte von Condi und Peter längst Eigendynamik entfaltet, da kann das State Department noch so oft dementieren. Rice habe „herzlich gelacht“, als sie die Gerüchte las, sagt ihr Sprecher McCormack. US-Diplomaten freuen sich über ungeahnte Nebenwirkungen: „Noch nie hat unsere Kanadapolitik so viel Aufmerksamkeit gefunden.“ Medienexperten sagen, ob Zeitungsente oder nicht, die Gerüchte seien kein Schaden für die beiden. „Human touch“ kann dem Image von Spitzenpolitikern nur nutzen.

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