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Messer

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Taschenmesser: Stichelei gegen die Schweiz

Müssen die Eidgenossen das berühmte Schweizermesser für die Armee in China kaufen? Das will zumindest die WTO. Die Organisation gibt vor, dass staatliche Institutionen Aufträge ab einem gewissen Volumen international ausschreiben müssen.

Ausgerechnet die neutrale Schweiz droht in eine internationale Krise verwickelt zu werden. Schuld ist das "Sackmesser". So bezeichnen die Eidgenossen jenes Taschenmesser mit dem Schweizer Kreuz darauf, das wie das Matterhorn zum Symbol des Landes geworden ist. Zwei Ausführungen gibt es: das rote Offiziersmesser, das immer über einen Korkenzieher verfügt. Und das silberne Soldatenmesser, das mit einem Flaschenöffner auskommt, womit schon mal Grundsätzliches über den Unterschied zwischen Offizieren und Mannschaften gesagt wäre. Nun könnte die Armee bald mit einer Billigvariante aus China das Vaterland verteidigen. Schuld daran ist die WTO. Die Welthandelsorganisation gibt vor, dass staatliche Institutionen Aufträge ab einem gewissen Volumen international ausschreiben müssen – was die preiswerten Chinesen frohlocken lässt.

Die Situation scheint für die Schweizer aussichtslos. Die klaren Regeln der WTO gelten auch für sie. Dennoch fällt es den Eidgenossen schwer, klein beizugeben. Dahinter steckt einmal die Abneigung gegen große Organisationen – egal, welchen Geschäftszweck sie haben. Schon manche Kantone haben seit langem ihre liebe Not, auch nur die Berner Oberhoheit zu akzeptieren. Und die WTO ist noch weiter entfernt als Bern, auch wenn sie in Genf ihren Sitz hat.

Zweitens ist da das Unternehmen Victorinox. Sein Gründer Karl Elsener erhielt am 6. Dezember 1890 vom Militärdepartement den Antrag "betr. Einführung eines Soldatenmessers, zugleich Schraubenzieher zum Gewehrmod. 89 und Büchsenöffner."

WTO soll mit List besiegt werden

Elsener rief darauf den "Verband Schweizerischer Messerschmiedemeister" ins Leben. Damit sollte die Konkurrenz im deutschen Solingen ausgestochen werden. Der Plan ging auf, und seither wird nicht nur für die Küche, sondern auch für den Krieg produziert. 16 Nationen wie die Niederlande, Norwegen, die USA, aber auch Deutschland haben ihre Soldaten mit der Miniaturwerkzeugkiste von Victorinox ausgerüstet.

Doch sicher sind sich die Eidgenossen nicht, dass ihr Vorzeigemesser in der Globalisierung Bestand hat. So argumentiert der Schwyzer Anwalt und Ex-Oberst Alois Kessler, dass das Klappmesser in die Kategorie der Stichwaffen fällt. Stichwaffen aber stehen auf einer WTO-Ausnahmeliste und müssen nicht ausgeschrieben werden.

Und die Armee? Sie will bis September über die "technische Spezifizierung" beraten. Danach erst soll der Millionenauftrag raus. Von Klingen mit Wellenschliff und Kreuzkopfschraubenzieher ist die Rede. Es sieht also ganz danach aus, als wolle die Armee mit List versuchen, die Schlacht gegen die WTO am Ende doch noch zu gewinnen.

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