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Bundesminister Christian Schmidt (CSU) und der Besitzer des Classic-Tattoostudios, Daniel Krause (r) stellen am Mittwoch in Berlin, unter dem Motto: "Wie gesundheitsschädlich sind Tätowierungen ?", die Informationskampagne "Safer Tattoo" vor.

© Wolfgang Kumm/dpa

Aufklärungskampagne der Regierung: Verbraucherminister im Tattoo-Studio

Wann kommt es schon mal vor, dass ein Minister ein Tattoo-Studio besucht? Verbraucherminister Christian Schmidt hat jetzt die Kampagne "Safer Tattoo" gegründet.

Schätzungsweise acht bis zehn Millionen Menschen in Deutschland sind bereits tätowiert - Tendenz steigend. Gerade im Sommer lassen sich viele Menschen stechen. Doch man sollte nicht einfach zum nächstgünstigsten Tätowierer um die Ecke rennen, warnt Christian Schmidt, Bundesminister für Verbraucherschutz. Denn bei der Hautverzierung ist Obacht geboten. Die Bundesregierung hat eine Kampagne gestartet, die vor den Risiken beim Tätowieren warnt. Anlässlich dazu hat Schmidt ein Tattoo-Studio besucht. „Gerade zu Beginn der Urlaubszeit warne ich vor spontanen Tattoos, die aus einer Urlaubslaune heraus entstehen“, sagt er.

Wichtig seien sichere Rahmenbedingungen und gute Verbraucherinformationen. Einige Tattoo-Farben stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. „Safer Tattoo“ heißt die Kampagne der Bundesregierung, die am Mittwoch startete. „Ein Tattoo ist nicht nur ein kleines Abenteuer“ heißt es auf der dazugehörigen Internetseite. Hier gibt es Basisinformationen für „Einsteiger“ und Checklisten, was bei einer Tätowierung zu beachten ist.

Warnung vor "Bio-Tattoos"

So wird beispielsweise vor sogenannten „Bio-Tattoos“ gewarnt, die als Kurzzeit-Tattoos beworben würden. Dass sie nach einiger Zeit einfach wieder verschwinden, stimmt allerdings nicht. Die Farbpigmente würden so tief in die Haut eingebrannt, dass immer ein Rest sichtbar bleibe.

Minister Schmidt fordert die Einführung von „Befähigungsnachweisen“. „Wer so eine sensible Arbeit macht und damit Einfluss auf die Gesundheit der Verbraucher hat, muss sein Handwerk – nachweislich – beherrschen.“ Der Minister unterstützt damit eine Forderung des Bundesverbandes Tattoo e. V.. Regeln soll es geben, nicht nur in den etwa 1000 Studios in Berlin, sondern bundesweit, sagt Daniel Krause, Gründer des Verbandes. Krause, der sich auch Daniel „Tattoo“ Krause nennt, hat selbst vier Läden. Bereits im letzten Jahr forderte sein Verband strengere Regeln.

Um einen Tattoo-Laden zu betreiben, braucht man nur einen Gewerbeschein, sonst nichts. Tätowierer müssen nicht nachweisen, dass sie Ahnung haben von dem, was sie tun, noch müssen sie in Sachen Hygiene Bescheid wissen. Eine Tattoo-Maschine gibt es schnell auf Ebay. Sie brauchen auch keinen Bluttest vorzulegen, obwohl sich HIV oder Hepatitis C übers Blut verbreiten und so auf den Kunden überspringen können. Auch ein Erste-Hilfe-Kurs ist nicht nötig, obwohl immer mal wieder Tätowierwillige im Studio zusammenklappen, weil der Stress zu viel für sie ist. Das Bundeswirtschaftsministerium, das für das Gewerberecht zuständig ist, will daran nichts ändern. Die Gewerbeordnung sei nicht der richtige Weg, um die Allgemeinheit vor unzuverlässigen Gewerbetreibenden zu schützen, hieß es bereits 2015.

„Achten Sie darauf, dass der Tätowierer neue Nadeln nimmt und Handschuhe“

Nun gibt es immerhin die Aufklärungskampagne „Safer Tattoo“. An den Gewerbebedingungen wird sich nichts ändern. In der Regel werden Tattoo-Studios alle zwei Jahre kontrolliert. Krause ist das zu wenig: „Jeder Bockwurstverkäufer wird schärfer kontrolliert.“ Im letzten Jahr hatte sich Krause beschwert, die Politiker hätten keine Termine für ihn. Nun also die Zusammenarbeit mit dem Minister für Verbraucherschutz. Bleibt abzuwarten, ob eine solche Informationskampagne krankmachende Tattoos verhindern kann.

Was tun, um nicht bei Pfuschern zu landen oder krank zu werden? „Achten Sie darauf, dass der Tätowierer neue Nadeln nimmt und Handschuhe“, warnt Dermatologe Miehe. „Tattoo“-Krause wird skeptisch, wenn im Laden Hunde herumliegen, Kippen brennen und es muffig riecht. Solche Studios sollte man meiden, rät er.

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