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Technik: Arabische Länder und Indien ohne Internet

Durch beschädigte Kabel im Mittelmeer ist der Internetverkehr in weiten Teilen des Nahen Ostens und Südasiens schon den zweiten Tag in Folge teilweise ausgefallen - ein Fünftel der indischen Computerindustrie war vom Rest der Welt abgeklemmt.

Die ägyptischen Behörden riefen am Donnerstag die privaten Internetnutzer auf, auf das Herunterladen von Filmen und Musik zu verzichten. Auf diese Weise würden mehr Kapazitäten für Unternehmen frei, die "wichtigere Dinge zu tun" hätten, sagte der Sprecher des Ministeriums für Telekommunikation, Mohammad Taimur. Die Internetverbindungen waren auch in Saudi-Arabien, Kuweit und Katar gestört, die Datenübertragung war zum Teil erheblich verlangsamt.

Die Gründe für den Ausfall der Unterwasserleitungen waren weiter unbekannt. Beide lägen unter Wasser etwa einen Kilometer voneinander entfernt, sagte der Taimur. "Wir wissen nicht, wodurch sie beschädigt wurden."

Reparatur kann dauern

Ein schadhaftes Kabel liege zehn Kilometer entfernt von der ägyptischen Mittelmeerküste bei der Hafenstadt Alexandria, hieß es in Kairo. Die Reparatur wird vermutlich mindestens zwei Wochen oder noch deutlich länger dauern, schätzt Christian Müller, Technikvorstand des deutschen Internet-Dienstleisters Strato AG. "Es würde mich aber nicht wundern, wenn das sogar noch zwei Monate dauert." Der Internet-Verkehr könnte in der Zwischenzeit zwar auf andere Kabelverbindungen umgeleitet werden, die ursprüngliche Leistungsfähigkeit wäre dann aber noch nicht gegeben.

Während Deutschland rund 30 Internet-Anbindungen ins Ausland hat, führten nach Ägypten lediglich fünf Glasfaserkabel, sagte Müller. Durch das Mittelmeer verlaufen insgesamt drei Verbindungen, die die Daten über den Golf von Kuwait bis nach Indien leiten. Die äußerst stabilen Kabel bestehen aus mehreren Schichten und sind unter anderem mit einem Stahlgeflecht geschützt. Sollte tatsächlich ein Schiffsanker den Schaden verursacht haben, wie es in Medienberichten hieß, müsse es ein sehr großes Schiff mit enormer Zugkraft gewesen sein, sagte Müller.

Störung trifft Indien hart

Die Störung des Internets war auch in Indien empfindlich spürbar. Seit Donnerstag seien vor allem die Verbindungen an die US-Ostküste und nach Großbritannien gestört, sagte Rajesh Chharia vom indischen Verband der Internet-Provider. Er rechnete damit, dass die Breitband-Datenleitungen noch mehr als zwei Wochen gestört oder zeitweise sogar völlig unterbrochen sein könnten.
  
Nach Einschätzung von Raman Roy von der Callcenter-Firma Quattro war durch die Panne ein Fünftel der indischen Computerindustrie vom Rest der Welt abgeklemmt. In Indien gehört die IT-Industrie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen: Rund 700.000 Menschen arbeiten in Unternehmen, die Programmier-Dienstleistungen oder Telefonberatungen über das Internet an ausländische Auftraggeber verkaufen. Die indischen Subunternehmer machen jährlich umgerechnet mehr als sieben Milliarden Euro Umsatz. (tsf/dpa/AFP)

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