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Panorama: Teheran bleibt in Teheran

Iranische Regierung will Hauptstadt nun doch nicht verlegen

Teheran/Berlin. Teheran bleibt, wo es ist. „Eine Verlegung der Hauptstadt steht nicht auf unserer Tagesordnung“, sagte der iranische Regierungssprecher Abdullah Ramesan-Sadeh am Montagabend auf einer Pressekonferenz. Der Nachrichtensender Chabar hatte zuvor berichtet, Irans Nationaler Sicherheitsrat ziehe unter dem Eindruck der Erdbebenkatastrophe von Bam eine Verlegung Teherans ernsthaft in Betracht. Die Stadt mit ihren mindestens acht Millionen Einwohnern liegt in der am meisten gefährdeten Erdbebenzone des Landes. Am Tag halten sich dort rund elf Millionen Menschen auf. Die meisten Gebäude der Metropole sind nicht erdbebensicher.

Wissenschaftler warnen seit langem vor einem bevorstehenden schweren Erdbeben in Teheran. Eine Erschütterung mit einer Stärke über 7 auf der Richterskala könne eine Katastrophe verursachen. Auch die Pläne, Teheran an anderer Stelle neu zu errichten, sind jahrzehntealt. Sie wurden oft diskutiert – und immer wieder verworfen. In der Zwischenzeit wuchs die Einwohnerzahl der Stadt kontinuierlich, explodierte geradezu. Eine Umsiedlung aller Teheraner wäre mittlerweile so gut wie unmöglich. So sahen die Vorschläge aus dem Sicherheitsrat auch nur eine Verlegung einzelner Stadtteile vor. Mehr als die Hälfte Teherans ist besonders gefährdet, darunter der Norden mit vielen Behörden und Botschaften. Diese Teile könnten zugunsten sicherer Vororte westlich der Hauptstadt aufgegeben werden. Spekuliert wurde am Montag über Verlegungen ins 35 Kilometer entfernte Karadsch.

Auch wenn sich Regierungssprecher Ramesan-Sadeh unbeeindruckt zeigte von den „vielen Studien der letzten 15 Jahre“, so werden die Diskussionen über eine Verlegung der iranischen Hauptstadt nicht abbrechen. Als Vorbild für ein neues Teheran könnten ausländische Retorten-Hauptstädte dienen. Australiens Canberra und die brasilianische Hauptstadt Brasilia entstanden zum Beispiel komplett am Reißbrett. Brasilia wurde von dem Architekten Oscar Niemeyer entworfen – und in nur 1000 Tagen von 50 000 Bauarbeitern errichtet.

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