zum Hauptinhalt

Tessin: Noch kein Motiv für Bluttat

Zwei Tage nach der Tötung eines Ehepaares im westmecklenburgischen Tessin hält die Suche nach den Motiven der beiden mutmaßlichen 17-jährigen Täter an. Ihre Vernehmung habe "keine plausible Erklärung ergeben", so die Staatsanwaltschaft.

Schwerin - Laut Obduktion wurden die beiden 46 und 41 Jahre alten Opfer von zahlreichen Messerstichen getötet. Nach Angaben des Staatsanwalts hatten die mutmaßlichen Täter weder Alkohol getrunken noch Drogen genommen.

Das Amtsgericht Hagenow hatte am Sonntagabend Haftbefehl gegen die beiden Gmynasiasten wegen Totschlags und Geiselnahme erlassen. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftbefehl wegen Mordes, Geiselnahme und Diebstahl beantragt. Sie erwägt nun, gegen die Entscheidung des Amtsgerichts Beschwerde einzulegen.

Flucht endet am Koppelzaun

Die beiden Gymnasiasten hatten am Sonnabend gegen 22 Uhr an der Haustür eines Ehepaares in Tessin geklingelt. Als der Hausbesitzer öffnete, stachen sie sofort auf ihn ein. Kurz danach töteten sie auch die Ehefrau. Der 16-jährige Sohn der Opfer konnte sich in einem Zimmer verbarrikadieren und kurz nach 22 Uhr am Sonnabend die Polizei alarmieren. Bereits vor dem Überfall hatten die Täter eine 15-jährige Bekannte als Geisel genommen sowie geknebelt und gefesselt in einem benachbarten Schuppen versteckt. Als die ersten Beamten am Tatort eintrafen, versuchten die Gymnasiasten mit der Geisel im Auto ihrer Opfer zu fliehen. Die Flucht endete kurz darauf an einem Koppelzaun. Nach Verhandlungen mit der Polizei gaben die Jugendlichen auf und ließen sich festnehmen. Die Geisel blieb unverletzt.

Vor dem Haftrichter gaben die beiden Gymnasiasten die Tat zu, bestritten aber, dass sie das Ehepaar von Anfang an hatten töten wollen. Sie machten laut Staatsanwaltschaft keine Angaben zu Motiven oder Hintergründen ihrer Tat. Dem Sprecher der Schweriner Staatsanwaltschaft zufolge berichtete ein Zeuge allerdings, die Jugendlichen hätten kurz vor der Tat ihm gegenüber angekündigt, dass sie jemanden töten würden. Ob sie die Zeugenaussage in den Vernehmungen bestätigten, konnte Pick nicht sagen.

Schulleiter: Jungen waren beliebt

Am Boizenburger Gymnasium, wo die beiden mutmaßlichen Täter in die elfte Klasse gingen, fiel am Montag teilweise der Unterricht aus. Die Schüler wurden von Lehrern und teilweise von Psychologen betreut. Schulleiter Norbert Stern sagte, für alle sei die Tat unbegreiflich. Beide Jungen seien bislang vollkommen unauffällig und sogar beliebt gewesen. Sie leiteten unter anderem die Computer-Arbeitsgemeinschaft an der Schule.

Auch Tessins Bürgermeisterin Gertrud Geistlinger konnte sich die Tat nicht erklären. Dem Nachrichtensender N24 sagte sie am Montag, die beiden Jugendlichen seien mit dem Sohn des getöteten Ehepaars befreundet. Sie verbrächten ihre Freizeit zusammen, besuchten zwar unterschiedliche Schulen in Boizenburg, benutzten aber denselben Schulbus: "Deshalb ist das nicht zu verstehen, warum diese Familie ausgesucht wurde, warum überhaupt diese Tat passiert ist." (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false