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Tessin: Täter sahen vorher Gewaltvideo

Unmittelbar vor der Bluttat von Tessin mit zwei Toten haben die beiden 17-Jährigen das Gewaltvideo "Final Fantasy" angeschaut. Das erklärt aber nach Meinung von Fachleuten nicht ihre Tat.

Greifswald - Die 15-jährige Eyleen, die nach der grausigen Tat von den beiden eine Stunde lang als Geisel gefangen gehalten worden war, sprach bei "Stern TV" von den Details der Bluttat. Aber auch nach dem Interview ist das Motiv der Täter nach Einschätzung eines Kriminologen weiter unklar. "Das Schauen von Gewaltfilmen reicht als Erklärungsursache für ein solches Verbrechen nicht aus", sagte der Greifswalder Kriminologe, Frieder Dünkel. Das Interview habe den Eindruck vermittelt, dass die Tat aus heiterem Himmel geschehen sei. "Dieser Fall bleibt weiterhin abstrus." Möglicherweise habe Imponiergehabe bei der Tat eine Rolle gespielt.

Das Interview bezeichnete Dünkel als eine "merkwürdige Inszenierung". "Offenbar hat das Mädchen unter Schock gestanden", sagte der Kriminologe. Sie habe teilnahmslos und unberührt gewirkt. Auch ihre Aussage, dass sie beim Anblick der Toten nichts empfunden habe, spreche für diese Annahme.

Nach Ansicht des Professors für Kriminologie an der Universität Greifswald sollten Gewaltspiele verboten werden, "weil sie unserer Kultur unwürdig sind". Aber zu glauben, dass man mit einem solchen Verbot Straftaten verhindern könne, sei falsch, betonte Dünkel. Vielmehr müsse ein Diskurs über die Erziehung in den Familien und über die Formen der Freizeitgestaltung von Jugendlichen geführt werden. Als wesentliche Auslöser für Jugendgewalt gelten generell Gruppendynamik sowie Enthemmung durch Alkohol oder Drogen. "Diese Tat passt nicht in das Schema", sagte er. (tso/dpa)

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