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In acht Jahren marktfähig – das neue Googlemobil. Das ist ein robotergesteuertes Google-Fahrzeug auf der Basis des Toyota Prius. Es ist voll mit Radarsensoren, Kameras und Lasertechnik. Die Aufnahmefahrten für das Street-View-Projekt müssen damit nachträglich in einem anderen Licht gesehen werden. Offenbar wurde auch Technik getestet.

© dpa

Testfahrzeug: Google Street Car – ein Roboter steuert

Die "New York Times" berichtet: Sieben Testwagen fahren mit einem revolutionären Konzept seit über einem Jahr durch Kalifornien. Erstaunlich ist, dass Google das Projekt über ein Jahr lang geheim halten konnte.

Von Andreas Oswald

Die Lombard Street in San Francisco gilt als eine der wundersamsten Straßen der USA. Sie dürfte die kurvigste Straße des Landes sein. Umso überraschter waren die Leser der „New York Times“, als sie am Wochenende lasen, dass dort ein Auto der übernächsten Generation durchfuhr, ohne einen Unfall zu bauen. Es war eines von sieben Testfahrzeugen von Google, die seit über einem Jahr robotergesteuert durch Kalifornien fahren. Zwar sitzt ein Fahrer hinter dem Steuer, aber er soll nicht eingreifen. Was Google hier testet, ist ein revolutionäres Konzept, über das an Universitäten und in den Autokonzernen bereits seit Jahren geforscht und philosophiert wird. Es geht darum, dass Autos ferngesteuert und ohne großen Sicherheitsabstand mit sehr viel höherer Geschwindigleit durch die Straßen fahren können, wenn der Mensch als fehlbarer Faktor ausfallen würde. Ingenieure weisen darauf hin, dass Roboter keine Konzentrationsstörungen haben, nicht müde sind und nicht unter Alkoholeinfluss stehen. Sie haben einen 360-Grad-Blick, reagieren viel schneller, achten ständig auf alle Sicherheitsaspekte und können dabei vor allem deutlich schneller fahren.

Google gestaltet die Welt neu. Dass dazu der Verkehr gehören wird, mag auf den ersten Blick überraschend sein. Aber auch hier geht es um künstliche Intelligenz, das große Projekt des Konzerns.

1000 Meilen fuhren die Testautos bisher, ohne dass der Fahrer hinter dem Steuer eingriff. Dass diese Technik allerdings noch nicht voll ausgereift ist, zeigt eine zweite Zahl, über die die „New York Times“ berichtet. 140 000 Meilen wurden mit geringfügigen Eingriffen des Fahrers zurückgelegt. Ganz ohne Eingriffe geht es also nicht. Noch nicht.

Erstaunlich ist, dass Google das Projekt über ein Jahr lang geheim halten konnte. Die Polizei wusste über die Testfahrten Bescheid, wie der aus Deutschland stammende Chefentwickler Sebastian Thrun sagt. Google ist nicht allein unterwegs. Auch Autohersteller arbeiten seit Jahren an solcher Technik und setzen sie in Warnsystemen zum Teil auch schon ein. Das Auto erkennt dann zum Beispiel die Schilder am Straßenrand sowie Menschen oder Tiere, die sich auf die Fahrbahn zubewegen. Oder es strafft schon die Sicherheitsgurte an, wenn ein Aufprall droht.

Vor wenigen Tagen verkündeten zudem Forscher aus Braunschweig stolz, ihr umgebauter VW Passat namens „Leonie“ habe als weltweit erstes vollautomatisch gesteuertes Fahrzeug eine Strecke im realen Straßenverkehr zurückgelegt.

Mindestens acht Jahre wird es nach Einschätzung der Google-Ingenieure dauern, bis die Autos mit Autopilot marktreif sein werden. Bis dahin muss die Technik noch reifen – aber auch das Regelwerk zum Straßenverkehr ist auf solche Technologie überhaupt nicht vorbereitet. Wer ist zum Beispiel verantwortlich, wenn es zu einem Unfall kommt – der Besitzer des Fahrzeugs oder der Hersteller der Computersoftware? Die heutige Straßenverkehrsordnung sowie die derzeitigen Haftungsregeln gehen unweigerlich davon aus, dass ein Mensch die Kontrolle über das Auto hat. Die Google-Tests waren nur möglich, weil am Steuer Menschen saßen, die jederzeit in das Geschehen eingreifen können.

Thrun, der schon seit Jahren an Roboterautos arbeitet, glaubt, dass die Technologie die Branche grundlegend verändern kann. So fahren Computer spritsparender als Menschen. Und da die Gefahr von Unfällen sinkt, könnten die Fahrzeuge auch leichter gebaut werden. Für die Zukunft könne man sich auch Autos vorstellen, die man wie ein Taxi an seinen aktuellen Aufenthaltsort ruft, nur ohne Fahrer am Steuer. Thrun entwickelte auch das in Deutschland umstrittene Google-Projekt Street View mit. mit dpa

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