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Die Zeremonie im Garten des Weißen Hauses ist eine Tradition.

© REUTERS

Thanksgiving in USA: Schönes Leben noch!

Zum letzten Mal hat der scheidende US-Präsident Obama zum Thanksgiving-Fest Truthähne begnadigt. Vermissen wird er diese Tradition nicht.

US-Präsident Barack Obama hat zum letzten Mal in seiner Amtszeit zwei Truthähne begnadigt und die Tiere "Tot" und "Tater" damit unmittelbar vor dem Thanksgiving-Fest vor dem sicheren Tod bewahrt. Die Zeremonie im Garten des Weißen Hauses ist eine Tradition. Jedes Jahr darf der US-Präsident in einer humorigen Zeremonie zwei Truthähne begnadigen. Weitere 87 Millionen Truthähne kommen in den Vereinigten Staaten jedes Jahr allein zu Thanksgiving, Weihnachten und Ostern auf den Tisch.

Die begnadigten Truthähne leben in der Regel nicht mehr lange. Die Aufzucht ist derart intensiv, dass die Tiere oft beim Erreichen des Schlachtgewichtes unter der Fleischeslast zusammenbrechen. "Wir müssen sicherstellen, dass zu Thanksgiving jeder genug zu essen hat", sagte Obama in seiner Ansprache. "Mit Ausnahme dieser Truthähne", fügte er hinzu. "Die sind eh schon vollgestopft."

Obama hatte sich der Tradition, erstmals ausgeführt von John F. Kennedy und unter George Bush zur Regelmäßigkeit geworden, eher widerwillig gebeugt. "Manche glauben, das sei albern", sagte er im vergangen Jahr. "Ich widerspreche nicht."

Anders als 2015, als sie bereits die Augen über die Scherze ihres Vaters verdrehten, nahmen Obamas jugendliche Töchter Malia und Sasha diesmal nicht an der Zeremonie teil. Stattdessen übernahmen Obamas deutlich jüngere Neffen Austin und Aaron Robinson ihren Platz. "Anders als Malia und Sasha hat Washington sie noch nicht zynisch werden lassen", sagte Obama unter dem Gelächter der Zuschauer. "Thanksgiving ist eine Chance, sich mit seinen Lieben zu versammeln, über unsere vielen Segnungen nachzudenken und nach einer langen Wahlkampfzeit unsere Aufmerksamkeit endlich von der Politik weg und dem Federvieh zuzuwenden", sagte der Präsident.

"Tater" und "Tot " kommen nun nach Virginia

Die beiden Truthähne Tater und Tot, die für die Begnadigung auserwählt wurden, stammen aus dem Bundesstaat Iowa - und wiegen mit 18 Wochen bereits jeweils rund 18 Kilogramm. Für die Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses wurde letztlich Tater ausgewählt; Tot wurde für den Fall bereitgehalten, dass mit Tater etwas schiefgehen würde. "Tater" und "Tot "sollen nun an der Virginia Tech University leben dürfen, wo in der Abteilung für Tiere und Geflügel eine eigene Truthahn-Unterkunft eingerichtet wurde.

"Ich möchte diesen Moment nutzen, um die tapferen Truthähne zu würdigen, die nicht so glücklich waren (...), die sich ihrem Schicksal mit Mut und Opferbereitschaft gestellt und bewiesen haben, dass sie keine Hühner sind", sagte Obama, bevor er die Truthähne offiziell begnadigte und damit vor dem Backofen bewahrte.

Obama nutzte die Gelegenheit aber auch, um auf eigene Verdienste aufmerksam zu machen. Dazu zählte er zusätzliche Jobs, steigende Börsenkurse, die nach ihm benannte Gesundheitsversicherung Obamacare und die zunehmende Gleichstellung von Homosexuellen. "Thanksgiving erinnert auch an die Wurzeln unserer nationalen Stärke, dass wir nicht durch Rasse oder Religion zusammengehalten werden, sondern durch gemeinsame Überzeugungen", sagte Obama.

Woher die Tradition zu der Truthahn-Begnadigung durch den Präsidenten kommt, ist nicht restlos geklärt, doch soll sie auf die Zeit von Abraham Lincoln zurückgehen, der sich von seinem Sohn überzeugen ließ, einen Truthahn am Leben zu lassen. Als festes Ritual im Leben der US-Präsidenten wurde die Begnadigung erst unter Präsident George H. W. Bush 1989 eingeführt. (dpa/AFP)

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