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Theaterkarten im Pornoheft.

© AFP

Theaterkarten in Pornoheftchen: Madrider Frauen-Ensemble bremst hohe Umsatzsteuer aus

Eine Frauen-Theatergruppe in Spanien verkauft Theaterkarten in Pornoheften. In Spanien ist die Umsatzsteuer für Theaterkarten fünfmal so hoch wie bei Pornoheften.

Mit einem Trick umgeht eine spanische Theatergruppe die für Kulturschaffende oft ruinösen Steuererhöhungen, mit denen die Regierung in Madrid ihre klammen Kassen auffüllen will. Das private Frauen-Ensemble Primas de Riesgo verkauft Pornohefte für 16 Euro das Stück, denen je eine Freikarte für ihr neues Theaterstück "Der wundertätige Zauberer" von Pedro Calderón (1600-1681) beiliegt. Grund für den Schachzug ist, dass die Umsatzsteuer für Theater-, Kino- und Konzertkarten mehr als fünfmal so hoch ist wie die für Pornomagazine und andere Zeitschriften. Angesichts der von der Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy beschlossenen Umsatzsteuererhöhung auf Theaterkarten von acht auf 21 Prozent sagte Ensemble-Chefin Karina Garantiva: "Wir wollen die Menschen fragen, welche Gesellschaft solche Entscheidungen trifft. Dass sie Pornografie und Calderón vergleichen, der Spaniens Shakespeare ist, und dass sie ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen." Kritikern ihrer Porno-Initiative hielt die 34-Jährige entgegen, dass nicht Frauen unmoralisch seien, die Pornohefte verteilten, sondern eine Regierung, die solche Publikationen und nicht das kulturelle Erbe einer Nation steuerlich fördere.

Zuschauerschwund in Spanien wegen Steuererhöhung

Seit der Anhebung der Umsatzsteuer kämpfen Kultureinrichtungen in Spanien mit einem deutlichen Zuschauerschwund. Nach Angaben des Nationalen Verbandes der Theater und Tanzvereinigungen sanken die Zuschauerzahlen in den ersten zwölf Monaten seit Inkrafttreten der Steuererhöhung um 29 Prozent von 13,1 Millionen auf 9,3 Millionen. Rund 1800 Bühnenschaffende verloren ihre Jobs.
Die Gruppe Primas de Riesgo hatte mit ihrer Initiative jedenfalls Erfolg: Zur Premiere Ende November wurde sie 180 Pornohefte samt Eintrittskarten los. (AFP)

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