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Panorama: Thronfolge in Dänemark: Der Königssohn hat es schwerer

Noch lehnt sich Margrethe II. entspannt zurück, wenn sie auf die künftige Frau ihres ältesten Sohnes angesprochen wird.

Noch lehnt sich Margrethe II. entspannt zurück, wenn sie auf die künftige Frau ihres ältesten Sohnes angesprochen wird. Das Rennen um den Posten der dänischen Kronprinzessin ist zurzeit völlig offen, Thronfolger Frederik, nach allem was die internationale Klatschpresse weiß, "solo". Und dennoch: Nach der Aufsehen erregenden Vermählung des norwegischen Amtskollegen von Frederik, Kronprinz Haakon, kann sich die dänische Regentin Fragen nach möglichen Schwiegertöchtern nicht verschließen. Frederik war außerdem Trauzeuge Haakons und machte damit mehr als deutlich, dass er ohne Einschränkung zu dem norwegischen Thronfolgerpaar steht. Ob also eine junge Frau mit einem ähnlichen Hintergrund wie Mette-Marit Margrethes Segen finden würde? "Jeder Fall ist anders, es kommt immer auf die speziellen Umstände an", sagt Margrethe im Gespräch auf ihrem Sommersitz Schloss Marselisborg.

Mit Zurückhaltung vermied es die 61-Jährige, die seit 1972 Königin ist, ihre persönliche Meinung über junge norwegische Kronprinzessin anklingen zu lassen. Die Hochzeit sei beeindruckend gewesen, die Stimmung während der Hochzeitszeremonie spürbar umgeschlagen, sagte sie. "Als wir aus der Kirche kamen, hatten die Norweger die Braut akzeptiert." Kurz darauf betont Margrethe jedoch, in der dänischen Monarchie spielten Traditionen und Kontinuität eine überaus große Rolle. Was sie damit meint, lässt sich wohl am ehesten an ihrem Umgang mit den früheren Freundinnen des 33-jährigen Thronfolgers ablesen. Die Monarchin empfing weder die Popsängerin Maria Montell noch das frühere Wäschemodel Katja Storkholm Nielsen.

Kenner überrascht dies nicht. "Dänemark ist die älteste Monarchie Europas, sehr viel älter als die norwegische. Daher ist das Traditionsbewusstsein ein völlig anderes", sagt ein hochstehendes Hofmitglied. Beide Königshäuser gelten aber gleichzeitig als liberal und volksnah. Ebenso wie Haakon dürfte auch Frederik eine Bürgerliche heiraten - die Frau seines jüngerer Bruders Joachim stammt sogar aus Hongkong. Die Königin selbst betätigt sich nebenberuflich erfolgreich als Künstlerin. Feine Unterschiede gibt es aber eben doch. Margrethe, so erklären es viele Dänen, wahre bei aller Natürlichkeit stets Distanz zu ihrem Volk und erhalte damit die Würde ihres Amtes.

Allerdings scheinen die Regentin und ihr Mann auch keine besondere Nähe zu ihren Kindern gepflegt zu haben. Frederik jedenfalls beklagte sich vor Jahren, in seiner Kindheit viel allein gewesen zu sein. Besonders seinen Vater, einen gebürtigen französischen Grafen, kritisierte er wegen seiner strengen französischen Erziehungsmethoden. Zeitweise habe er sich sogar mit Selbstmordgedanken getragen, bekannte der Thronfolger. Inzwischen hat der künftige Regent nach eigenem Bekunden zu sich selbst gefunden - durch die harte Ausbildung in einer Eliteeinheit der Marine und Marathonläufe. Im vergangenen Jahr nahm er an einer viermonatigen Grönlandexpedition teil, was ihm großen Respekt bei seinen Landsleuten einbrachte. Drogen sind für einen so sportlichen jungen Mann selbstverständlich tabu. Das jedenfalls sagt Dauerraucherin Margrethe. Auf die Frage, wie Frederik wohl reagieren würde, wenn die Presse ihn ähnlich wie Haakon auf Drogen anspräche, antwortete Margrethe: "Ich bin überzeugt, er würde sagen, keinerlei Erfahrungen mit Drogen zu haben."

Frederiks Vater empfiehlt seinem Sohn nun, sich eine Braut im Ausland zu suchen. "Ich denke, dies wäre von Vorteil für Dänemark, da sich unterschiedliche Kulturen befruchten", sagte Henrik im Gespräch. Der Prinz spricht wohl aus eigener Erfahrung. Der ehemalige französische Diplomat ist seit 1967 mit Margrethe verheiratet und teilt mit ihr ein ausgeprägtes künstlerisches Interesse. Die Königin malt, gestaltet Bühnenbilder und Stoffe; Prinz Henrik schreibt Gedichte. Im vergangenen Jahr veröffentlichte das Paar gemeinsam einen Gedichtband - mit Texten des Prinzen und Illustrationen der Königin.

In jedem Fall, so vermuten viele Dänen, wird es Frederik nach der Hochzeit Haakons leichter haben, eine akzeptable Frau zu finden. Trotzdem: Ohne Zustimmung seiner Mutter darf Frederik nicht heiraten.

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