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Pferde in Gefahr. Die Ermittler in Jena gehen zwei Theorien nach.

© dpa

Tierqäler: Schüsse auf Pferde und Kühe

Die Polizei fahndet mit einer Soko nach einem unbekannten Täter, der den Raum Jena in Angst versetzt.

Ein mit Armbrust bewaffneter Tierquäler versetzt die Dörfer rings um Jena in Schrecken. Seit Monaten attackiert der Unbekannte nachts friedlich grasende Kühe und Pferde. Zuletzt verendete deswegen ein Pferd auf einer Weide in Großbockedra. Die Polizei fahndet mit einer sechsköpfigen Sonderkommission „Weide“ und will mit Experten des Landeskriminalamtes ein Täterprofil erstellen. Die Ermittler schließen nicht aus, dass der Gesuchte irgendwann auch auf Menschen zielt. Brutale Übergriffe auf Tiere, die verstümmelt und getötet werden, gibt es immer wieder. Berüchtigt ist der Pferderipper aus Norddeutschland, der mehr als 100 Pferde tötete und nie gefasst wurde. Auf einer Viehweide im hessischen Gemünden wurde im Januar eine Kuh zu Tode gequält.

Der Ostthüringer Armbrust-Schütze passt bisher in kein klares Schema. Laut Kriminologe Stefan Giebel werden in solchen Fällen zwei Typen unterschieden. Bei dem einen handelt es sich um Menschen, die schlechte Erfahrungen etwa mit Pferden gemacht haben und sich nun rächen. „Sie sind von der Person her oft unscheinbar, beschränken sich auf eine Tierart und handeln aus Distanz heraus etwa mit Schusswaffen“, erläutert Giebel. Bei der anderen Gruppe spielten sadistische Fantasien eine Rolle. „Sie wollen Nähe zum Opfer und dass das Tier möglichst lange leidet.“ Sie beschränken sich laut Giebel nicht auf eine Tierart und können auch für Menschen gefährlich werden. Oftmals fänden sich solche Quälereien in den Biografien von Serienmördern – wie dem berüchtigten Kindermörder Jürgen Bartsch. Nach seinen Informationen tendiere er bei dem Armbrust-Schützen eher zum ersten Typ, sagt Giebel, der den kriminologischen Dienst des Thüringer Strafvollzugs leitet. „Es könnte jemand sein, der ein Trauma mit großen Tieren hat, aber nicht unbedingt sadistischen Neigungen nachgeht.“ Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Mehr als zwei Dutzend Hinweise würden geprüft, erläutert Sven Opitz von der Soko „Weide“.

Ob immer die selbe Armbrust benutzt wird, konnte er nicht sagen; die verschossenen Bolzen seien verschieden. Solche Armbrüste würden als Sportgeräte verwendet. Wer sie erwirbt, müsse mindestens 18 Jahre alt sein. Einen Waffenschein braucht man dazu nicht. dpa

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