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Ein Maulwurf in einem Garten im brandenburgischen Sieversdorf.

© dpa

Tierwelt: Naturschützer loben die Maulwürfe

Für viele Gartenfreunde sind sie eine Plage. Maulwürfe haben aber auch eine Lobby.

Im Steckbrief steht: schwarzes, samtweiches Fell, etwa 14 bis 16 Zentimeter lang, Hände wie Grabschaufeln, spitze Schnauze, kleine, halb verborgene Augen und fehlende Ohren. Die Rede ist vom Europäischen Maulwurf, der derzeit wieder emsig seiner Arbeit nachgeht. Viele Gartenfreunde ärgern sich allerdings über die oberirdischen Ergebnisse ihrer unterirdischen Aktivitäten – gerade jetzt im Frühling. Die Tiere erobern neue Lebensräume, erklären Experten. In Gärten und Parks, auf Wiesen, Feldern und anderen Freiflächen sind die Tiere aktiv und werfen jede Menge Erdhügel auf – oft zum Ärger von Gärtnern und Hausbesitzern. Naturschützer indes loben ihre Vorzüge.

Der Zoologe Hermann Ansorge vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz erklärt die Buddelaktivitäten: „Die Tiere suchen wie in jedem Frühling neue Jagdgründe.“ Gänge müssten dafür gegraben und die Erde nach außen geschafft werden. Dieter Dolch vom Naturschutzbund Brandenburg kennt die unter Naturschutz stehenden Maulwürfe gut. Er hat die emsigen Wühler – anders als wohl die meisten Menschen – schon oft zu Gesicht bekommen. „Man braucht aber viel Geduld, Zeit und auch Ruhe.“ Manchmal am Tag, meist aber in der Nacht verlässt der Maulwurf seinen Bau. Sein Unterschlupf ist mit einem Nest und Vorratskammern ausgestattet. Weltweit gibt es rund 40 Maulwurfarten, in Deutschland lebt vor allem der Europäische Maulwurf. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz darf er nicht gestört oder gar getötet werden.

Im Garten von Potsdam-Sanssouci beunruhigen die Erdhaufen die Gartengestalter ohnehin nicht. „Sie gehören dazu, sind einfach da“, sagt der Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Ulrich Henze. Es habe sich bislang niemand an den Aktivitäten der unterirdischen Wühler gestört, die die preußische Ordnung und Ästhetik mancher Grünfläche etwas durcheinanderbringen. „Sie werden in Ruhe gelassen.“ Maulwürfe sind sehr anpassungsfähig. „Es ist ihnen egal, ob sie sich mitten in der Großstadt oder in der freien Natur niederlassen“, sagt Dolch. Zwar seien die Tiere oft nicht willkommen. „Aber man sollte sich freuen: Ist der Maulwurf da, ist die Natur intakt.“ Mit ihrem Tunnelsystem sorgten sie für eine gute Durchlüftung des Bodens. In der Region Berlin-Brandenburg lebten rund fünf bis 20 Maulwürfe je Hektar, genauere Zahlen soll demnächst eine Zählung ergeben.

In Gefangenschaft seien die Tiere kaum zu halten, sagt der Görlitzer Zoologe Ansorge. Auch deshalb gebe es noch viel bei ihnen zu entdecken und erforschen. Der Maulwurf vertilge Unmengen von Schädlingen. dpa

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