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Kreuze am Straßenrand kennzeichnen die Stellen, an denen Menschen im Straßenverkehr ums Leben kamen.

© dpa

Tödliche Unfälle: Zahl der Verkehrstoten um zehn Prozent gestiegen

Elf Tote, jeden Tag. Die Zahl der tödlich Verunglückten wächst zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten. Mitverantwortlich dafür könnte auch das Wetter sein, mutmaßt das Statistische Bundesamt.

Erstmals seit 20 Jahren ist die Zahl der Verkehrstoten wieder gestiegen. Auf deutschen Straßen kamen im vergangenen Jahr 4009 Menschen ums Leben, fast zehn Prozent mehr als im Jahr davor. Damit ist die Zahl der tödlich Verunglückten noch stärker gestiegen als zu Beginn des Jahres geschätzt.

Die meisten Opfer (fast 61 Prozent) starben auf Landstraßen. Der Straßenverkehr habe 2011 im Schnitt elf Menschen pro Tag das Leben gekostet, berichtete am Freitag das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Auch die Zahl der Verletzten erhöhte sich: Es gab gut zehn Prozent mehr Schwerverletzte und fast fünf Prozent mehr Leichtverletzte.

Als mögliche Ursache für den starken Anstieg nennt das Bundesamt das Wetter: 2011 war der Winter mild, das Frühjahr trocken, der Sommer verregnet und der Herbst sonnig. Bei solchen Verhältnissen wird erfahrungsgemäß mehr und schneller gefahren - im Jahr zuvor hatte es einen langen Winter mit viel Schnee und Eis gegeben. Die Zahl der Verkehrstoten hatte ein Rekordtief erreicht.

Bei schönem Wetter sind auch mehr Fußgänger und Motorradfahrer unterwegs als sonst. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Zahl der tödlich verunglückten Fußgänger um 29 Prozent auf 614 und die der Motorradfahrer und -beifahrer um 11,5 Prozent auf 708 stieg.

Möglicherweise hängt damit auch die häufigste Ursache für schwere Unfälle zusammen: an erster Stelle standen nämlich diesmal Manöver wie Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, gefolgt von der Missachtung der Vorfahrt. Zu schnelles Fahren stand 2011 jedenfalls erst an dritter Stelle der Ursachenstatistik.

Trotz der Entwicklung 2011 sei der Langzeit-Trend sinkender Unfallopferzahlen nicht gebrochen, meinen Statistiker und Verkehrsexperten. Schon im Frühjahr dieses Jahres gab es wieder einen Rückgang.

Langfristig werde die Zahl der Unfalltoten weiter deutlich sinken, heißt es in einer Prognose der Bundesanstalt für Straßenwesen. Demnach werde es 2020 noch 2500 Verkehrstote in Deutschland geben.

Der Auto Club Europa (ACE) sieht einen Rückgang vor allem in den Städten voraus: Dort werde der motorisierte Individualverkehr langsamer werden, mehr Ältere werden am Steuer sitzen, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. „Wir werden die Langsamkeit neu entdecken.“ Schon die hohe Fahrzeugdichte werde dazu führen, dass das Tempo und damit auch die Zahl der schweren Unfälle sinkt.

Handlungsbedarf sieht der ACE aber bei der Sicherheit, etwa bei Multimedia in den Autos. „Muss Adresseneingabe während der Fahrt sein?“ fragte Hillgärtner. Von der Politik fordert der ACE mehr Investitionen in intelligente Infrastruktur. Da dürfe nicht gespart werden.

(dpa)

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