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Bei einem schweren Busunglück auf der A4 in Dresden starben zehn Menschen.

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Update

Tödlicher Reisebus-Unfall in Dresden: Bus-Unternehmen verstieß schon mehrfach gegen Fahrzeitregeln

Wer hat Schuld am schlimmsten Busunglück der vergangenen Jahre - Das müssen die Ermittler in Dresden klären. Das Unternehmen soll bereits mehrfach gegen Arbeitszeitregelungen verstoßen haben.

Nach dem schweren Unfall auf der A4 in Dresden mit zehn Toten bleibt der Fahrer des Unglücksbusses zunächst in Freiheit. Das Amtsgericht Dresden lehnte am Sonntag den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Erlass eines Haftbefehls ab. Dem 44-Jährigen wird fahrlässige Tötung in zehn Fällen und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden am Sonntag sagte. Nach bisherigen Erkenntnissen sei davon auszugehen, dass der Busfahrer übermüdet war und das Fahrzeug nicht mehr sicher führen konnte. Berichte, wonach der 44-Jährige womöglich am Steuer eingeschlafen war, hatte die Polizei zunächst nicht bestätigt.

Mittlerweile wurde aufgedeckt, dass die Firma des Unglücksbusses bereits mehrfach gegen Arbeitszeit- und Pausenregeln verstoßen hat. Zwischen Juli 2013 und Februar 2014 seien die Arbeitsbedingungen in drei Tochterfirmen des Unternehmens kontrolliert worden, sagte Lukasz Smierciak von der zuständigen Aufsichtsbehörde in Oppeln (Opole) am Montag. „Wir haben Unregelmäßigkeiten bei den Arbeitszeiten der Fahrer, den Pausen und den Erholungszeiten festgestellt“, sagte Smierciak. So habe ein Fahrer sieben Stunden und 58 Minuten ununterbrochen hinter dem Steuer gesessen - erlaubt seien maximal viereinhalb Stunden. Während die wöchentlichen Ruhezeiten zwischen Langstreckeneinsätzen 48 Stunden betragen sollten, seien in einigen Fällen die Fahrer nach 13 beziehungsweise knapp 18 Stunden wieder im Einsatz gewesen. In anderen Fällen hätten die Fahrer durchgehend mehrere Wochen lang an den Wochenenden ohne Ausgleich gearbeitet.

Auslöser der Kontrolle sei die Beschwerde eines ehemaligen Fahrers des Unternehmens gewesen, sagte Smierciak. Die Staatsanwaltschaft sei bereits eingeschaltet worden. Unternehmenschef Ryszard Wojcik widersprach dieser Darstellung. In allen Fällen sei es um einen Fahrer gegangen, dessen Vertrag nicht verlängert worden sei. Gleichzeitig betonte Wojcik das Bedauern des Unternehmens über das Unglück. „Wir tun alles, um die Folgen zu mindern“, sagte er.

Bei dem Busunglück in der Nähe von Dresden waren in der Nacht zum Samstag zehn Menschen ums Leben gekommen. 69 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Der polnische Reisebus hatte zunächst einen vor ihm fahrenden Reisebus aus der Ukraine gerammt. Daraufhin kam der polnische Bus ins Schleudern, durchbrach die Mittelleitplanke und geriet auf die Gegenfahrbahn, wo er frontal mit einem polnischen Kleinbus kollidierte. Anschließend stürzte der polnische Reisebus eine rund zehn Meter hohe Böschung hinab, wobei er sich überschlug. Der Unfall löste einen Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften aus.

Der Fahrer des polnischen Reisebusses, der die Unfälle ausgelöst hatte, verweigerte laut Polizei in einer ersten Vernehmung die Aussage. Er befand sich am Sonntag weiterhin im Krankenhaus und wurde polizeilich überwacht. (AFP/dpa)

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