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Toter im Sturm: Hitze, Unwetter, wieder Hitze

Mitten in der Hitzewelle haben schwere Unwetter mit heftigen Sturmböen Deutschland heimgesucht. Betroffen waren vor allem der Westen und Süden des Landes. In Hessen kam ein Mann ums Leben.

Nach einem Gewittersturm im Werra-Meißner-Kreis meldete ein 49-jähriger Jäger am Mittwochabend seinen 72 Jahre alten Kollegen als vermisst. Er sei im Wald zwischen Retterode und Glimmerode unterwegs. Kurz vor Mitternacht wurde der 72-Jährige tot unter einem umgestürzten Baum gefunden.

Am Frankfurt Flughafen gab es von 20:06 Uhr bis 20:36 Uhr keine Starts und Landungen, wie ein Flughafensprecher mitteilte. Anfliegende Maschinen wurden umgeleitet oder in eine Warteschleife geschickt. Über die Anzahl betroffener Passagiere und Maschinen gab es zunächst keine Informationen.

Im hessischen Schwalm-Eder-Kreis stürzte das Unwetter Bäume um, deckte Dächer ab und ließ Keller voll Wasser laufen. Mehrere Bäume blockierten die Straßen. Drei Personen wurden verletzt. Ein Mann wurde von einem Ast getroffen. Ein Fahrrad- und ein Motorradfahrer stürzten auf regennassen Straßen. Die Feuerwehr musste insgesamt 54 mal ausrücken.

Die Polizei in Mittelhessen verzeichnete in knapp anderthalb Stunden insgesamt 19 Einsätze, insbesondere im Wetteraukreis. Vorwiegend mussten umgestürzte Bäume von den Straßen gezogen werden. In Bad Vilbel verursachte ein auf vier Pkw stürzender Baum etwa 50.000 Euro Sachschaden.

Im rheinland-pfälzischen Neuwied brachen wasserfallähnliche Regengüsse und orkanartige Böen über das Zeltlager einer Jugendgruppe herein. Als einige der Bewohner ihre Habseligkeiten in Sicherheit bringen wollten, erfasste eine Sturmböe eines der Zelte und schleuderte es samt Holzboden gegen einen Zaun und einen Holzstapel. Eine 20-Jährige wurde dabei an der Wirbelsäule und am Kopf verletzt. Ihr Zustand war kritisch, aber nicht lebensgefährlich. Zwei 17-Jährige kamen mit weniger dramatischen Blessuren davon.

Im Kreis Bad Kreuznach wurden in einem Kinderferiendorf vom Sturm heimgesucht. Orkanartigen Böen wehten zehn Pavillons der Zeltstadt hinweg. In Lahnstein im Rhein-Lahn-Kreis stürzte ein Baum auf einen Pkw und ein Wohnmobil, es entstand Totalschaden. Auch ein Hausdach wurde beschädigt. Feuerwehrleute mussten Wasser aus Kellern und Unterführungen pumpen.

In Nordrhein-Westfalen raste eine Windhose durch die Stadt Goch. Nach Angaben der Feuerwehr wurde eine 15-Jährige von einem Ast am Kopf getroffen. Der Rettungsdienst brachte sie mit Schädelverletzungen ins Krankenhaus. Glück hatte die Beifahrerin eines Autos, als ein Baum auf die Windschutzscheibe des Fahrzeuges knallte. Sie wurde nur leicht verletzt. In der Gocher Innenstadt wurden Ziegel von den Dächern gerissen und Gegenstände durch die Luft gewirbelt. An einem Wohnhaus hob die Windhose das komplette Dach ein Stück in die Höhe und ließ es versetzt wieder auf die Mauern krachen. Mehrere Fahrzeuge wurden von umstürzenden Bäumen getroffen. Das ganze Ausmaß der Schäden war zunächst unklar.

Streckensperrungen bei der Bahn

Wegen des Unwetters musste die Deutsche Bahn am Abend zahlreichen Strecken sperren. Betroffen waren nach Angaben eines Sprechers vor allem die Gegend um Mönchengladbach, das Münsterland und der Niederrhein. Im Laufe der Nacht wurden einige Strecken wieder freigeräumt. Gesperrt war Donnerstagmorgen noch die Strecke Emmerich-Wesel. Hier fielen einige Züge aus. Der ICE nach Amsterdam wurde über Venlo-Kaltenkirchen umgeleitet. Wegen eines umgestürzten Baumes war außerdem noch die Strecke Gummersbach-Köln blockiert.

In Unterfranken verletzte ein Unwetter vier Jugendliche. Nach Angaben der Polizei brach der Sturm in Kahl am Main im Kreis Aschaffenburg einen Ast ab, der die Jugendlichen traf. Zwei Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren erlitten Gehirnerschütterungen, ein 15- und ein 19-Jähriger Knochenbrüche. Die Windböen warfen Bäume, Zäune und Schilder um. Äste flogen durch die Luft. Nach den heftigen Schauern hoben die Wassermassen Gullideckel aus ihren Fassungen. Bei der Polizei gingen mehr als 50 Notrufe ein, Größere Schäden entstanden den Angaben zufolge hier aber nicht.

Tote in den Niederlanden und in Frankreich

Bei heftigen Unwettern mit starken Sturmböen und Regenfällen kam auch in den Niederlanden sowie in Frankreich jeweils mindestens ein Mensch ums Leben. In der Region Arnheim im Osten der Niederlande stürzten nach Polizeiangaben am Mittwochabend rund ein dutzend Wohnwagen auf einem Campingplatz um. Dabei seien ein Mensch getötet und vier weitere schwer verletzt worden. Zudem kam es in der Region zu Stromausfällen und Überschwemmungen.

Im ostfranzösischen Pontailler-sur-Saône wurde auf einem Campingplatz ein 38-Jähriger von einem umgestürzten Baum erschlagen, drei Frauen erlitten Verletzungen. In den Ardennen waren am Abend rund 12.000 Haushalte ohne Strom. In Belgien kam es in der Hauptstadt Brüssel sowie im Süden des Landes zu Störungen im Straßenverkehr durch umgestürzte Bäume. Der Fahrer eines Lastwagens wurde durch einen umgekippten Baum schwer verletzt, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. (ddp/dpa/AFP)

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