zum Hauptinhalt

Transportsystem "Hyperloop": Wie realistisch ist Elon Musks Highspeed-Röhre?

Der US-Visionär Elon Musk will Menschen in Hochgeschwindigkeits-Kapseln befördern. Mit 1200 Stundenkilometern sollen sie durch Luftröhren sausen. Physikalisch möglich, sagen Experten. Doch leider ist die Trasse auf einer Erdbebenregion geplant.

Eine Kapsel in einer Luftröhre? Und sie schießt Menschen mit 1200 km/h von A nach B? Nachdem der US-Unternehmer Elon Musk am Montag seine tollkühne Vision einer Hochgeschwindigkeits-Röhre vorgestellt hat, grübelt die Fachwelt über die Machbarkeit seiner Vision.

"Ich würde mich nicht reinsetzen", sagt Professor Ulrich Walter von der Technischen Universität München. Der Raumfahrtexperte hält die Realisierung der Hochgeschwindigkeitsröhre zwar im Prinzip für möglich, doch sieht Mängel bei der Sicherheit. Die Hyperloop genannte Röhre soll mit geringem Luftdruck funktionieren. Transportkapseln sollen auf Luftkissen hindurchflitzen. Der Unternehmer Musk plant eine 600 Kilometer lange Strecke zwischen San Fransisco und Los Angeles. "Das ist ein Erdbebengebiet", sagt Walter. Wenn die Röhre brechen würde, "hätte das ungeahnte Folgen". So könnten die Kapseln entgleisen oder sich der Druck durch eindringende Luft erhöhen. "Da können Unfälle geschehen, die Menschenleben fordern." Walter, der selbst in Kalifornien gelebt hat, kann sich keine Technik vorstellen, "die der Naturgewalt eines Erdbebens gewachsen ist." Auch ohne Erdbeben wäre es ein enormer Aufwand, den Tunnel im Vakuum zu halten. Leistungsstarke Kompressoren müssten pumpen. Und vor allem das Zusteigen der Passagiere in das Vakuum-System bringt Probleme mit sich: Spezielle Schleusen beim Ein- und Ausstieg müssen die Kapseln in die Röhre bringen. Musk selbst will daher gar kein komplettes Vakuum erzeugen, sondern den Druck in der Röhre minimal halten. Der Luftdruck soll so niedrig sein, dass er auch mit handelsüblichen Pumpen im Falle eines Lecks Aufrecht erhalten werden kann. Damit die Luft dennoch kaum Widerstand ausübt, plant Musk mit einer baulichen Besonderheit an den Kapseln: Ein elektrisches Kompressor-Gebläse soll die Luft von der Kapselspitze nach hinten durchleiten. Der Kompressor wäre zugleich der Antrieb – Räder werden so hinfällig.

"Normalerweise würde ich das für eine totale Schnapsidee halten", sagte Dr. Michio Kaku der L. A. Times am Mittwoch. Aber Musk müsse man ernst nehmen, sagt der Physiker am City College in New York weiter – und lobt das Hyperloop genannte Projekt des Visionärs. "Wenn ich mir die Zeichnungen ansehe, kann ich nicht sehen, dass der Zug die Grundgesetze der Physik verletzt." Die Kapseln sollen die gut 600 Kilometer in einer halben Stunde schaffen. 28 Mann sollen in einer Kapsel sitzen, alle 30 Sekunden soll eine neue "Rohrpost" starten.

Es könne funktionieren, sagt Physiker Kaku. Allerdings wisse man das erst, wenn die Machbarkeit mit Minimodellen getestet würde. "Dinge, die auf dem Zeichenbrett gut aussehen", sagt Kaku, "sind prädestiniert dafür, dann an den extremen Geschwindigkeiten zu scheitern."

Die Geschwindigkeit könnte tatsächlich die größten Probleme mit sich bringen. Musk stellt sich vor, seine Kapseln mit 1220 Stundenkilometern durch die Röhre zu jagen. Bei Gefahren, einem Erdbeben oder einer Blockade zum Beispiel, wäre aber der Bremsweg außerordentlich lang. Selbst wenn eine Kapsel so stark abbremsen würde, dass seine Passagiere mit doppeltem Körpergewicht in die Gurte gedrückt werden, bräuchte der Zug 15 Sekunden bis zum Stillstand. Und würde in der Zeit zwei Kilometer weiterfahren.

Musk rechnet mit Kosten von 6 Milliarden bis 7,5 Milliarden Dollar (bis zu 5,6 Mrd Euro), der Großteil davon entfiele auf den Bau der Strecke. Eine Hyperloop-Fahrt soll später schon für 20 Dollar machbar sei. Auch wenn das Projekt unwahrscheinlich klingt, der Unternehmer hat schon oft bewiesen, dass er futuristische Visionen realisieren kann. Der 42-jährige gründete den Bezahldienst Paypal mit und verkaufte ihn später gewinnbringend an Ebay. Er entwickelt in seiner Firma Tesla Elektro-Sportflitzer und hat mit seinem Unternehmen SpaceX den privaten Raumfrachter „Dragon“ zur Internationalen Raumstation ISS geschickt.

Nach E-Autos und Weltraumraketen ist nun der Hyperloop Musks neues Transportprojekt. Das müsse man ernst nehmen, sagt Physiker Kaku: denn Elon Musk sei "ein Macher."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false