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Panorama: Trotz Warnung Anweisung zur Weiterfahrt

Lokführer von Bad Münder meldete Bremsprobleme vor dem Unglück – Staatsanwalt ermittelt

Bad Münder (dpa). Nach dem Zugunglück von Bad Münder prüft die Staatsanwaltschaft die schweren Vorwürfe des Lokführers gegen seine Vorgesetzten. Das Ermittlungsverfahren sei auf die am Unglücksabend zuständige Fahrdienstleiterin ausgedehnt worden, sagte am Freitag die Sprecherin der Anklagebehörde in Hannover, Jutta Rosendahl. Der Lokführer des Zuges hatte der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Freitagsausgabe) gesagt, er habe bereits vor dem Zusammenstoß Bremsprobleme gemeldet, nachdem er beinahe mit einem Personenzug zusammengestoßen sei. Er habe aber trotz seiner Warnung die Anweisung zur Weiterfahrt erhalten.

Nun würden die Aufzeichnungen des Funkverkehrs ausgewertet, sagte die Sprecherin. Bei den Staatsanwälten habe der 34-Jährige bislang keine Angaben gemacht. Ein Bahn-Sprecher wollte sich unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zu den Vorwürfen äußern.

Unterdessen gab das Landesgesundheitsamt bekannt, dass jeder zehnte der untersuchten Anwohner der Unfallstelle erhöhte Leberwerte aufweise. Sie könnten im Zusammenhang mit einem Kontakt mit dem giftigen Epichlorhydrin stehen, das bei der Explosion eines Kesselwagens ausgetreten war, sagte Sprecher Roland Suchenwirth. Nach Angaben des Gesundheitsamtes Hameln wurden bisher 300 Tests von Bürgern ausgewertet. Zuvor waren bei jedem sechsten der rund 400 Rettungskräfte des Unglücks erhöhte Werte festgestellt worden. Ihre Werte sind nach Angaben des Gesundheitsamts Hameln aber nicht Besorgnis erregend. Welche Gesundheitsgefahr langfristig für die Bevölkerung bestehe, könne erst durch weitere Blutabnahmen und neuartige Epichlorhydrin-Tests genau bestimmt werden, erläuterte Suchenwirth: „Die Hauptaussage wird wahrscheinlich sein, dass wir vielen Menschen ihre Sorgen nehmen können.“ Zwar gelte der Stoff bei Tierversuchen als Krebs erregend und „diese Ergebnisse sind auf den Menschen übertragbar“.

Doch sei dies eine Frage der Dosis, sagte der Sprecher. Nach den Vorschriften hätte die Fahrdienstleiterin den Zug nach der Warnung des Lokführers festsetzen müssen, berichtet die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“. Kurz vor dem Bahnhof Bad Münder habe das Signal „Halt“ gezeigt. Daraufhin hatte der Lokführer nach eigenen Angaben die Schnellbremse gezogen. Die Bremsen hätten aber nicht gegriffen.

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