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Tsunami-Alarm: Warnsystem lässt auf sich warten

Das nach der Flutwellenkatastrophe von Weihnachten 2004 angekündigte Alarmsystem mit deutscher Unterstützung funktioniert noch nicht. Die Behörden klagen über fehlendes Geld und technische Probleme.

Jakarta/Paris - Und wieder kam der Tsunami ohne Vorwarnung: An der Südküste der indonesischen Insel Java rannten Menschen am Montag um ihr Leben, als der Indische Ozean in einer gewaltigen Flutwelle an Land schwappte. Dabei sollte eigentlich «der ganze Indische Ozean» bis Ende des Monats über die erste Version eines rund um die Uhr laufenden Alarmsystems verfügen, wie Unesco-Generalsekretär Koichiro Matsuura jüngst erklärt hatte. Durch das System «Indotsunami» sollen die Anrainerstaaten Tsunamis auslösende Erdbeben besser und schneller entdecken, Epizentren exakter bestimmen, Flutwellen feststellen und entsprechende Warnhinweise geben.

"Unser Systen funktioniert noch nicht richtig», räumt Fauzi vom Wetterdienst in Jakarta ein. Allein für Indonesiens riesiges Inselreich sollen laut Plan einmal 25 High-Tech-Bojen auf hoher See geringe Druckveränderungen an der Meeresoberfläche aufspüren und umgehend Daten übermitteln; dazu kommen Informationen von mehr als hundert Seismografen-Stationen. Alle diese Daten sollen automatisch ausgewertet und per E-Mail oder SMS an die Behörden übermittelt werden, welche die Bevölkerung warnen.

Bislang verfügt Indonesien gerade einmal über zwei Bojen - und die wurden im November mit Hilfe deutscher Wissenschaftler nicht vor Java ausgesetzt, sondern vor der Westküste Sumatras, das Ende 2004 von dem schweren Tsunami getroffen wurde. Die beiden Bojen hätten Probleme und befänden sich wieder an Land, räumt Edi Prihantoro vom Wissenschafts- und Technologieministerium ein.

Experte: Inonesien muss noch drei Jahre warten

Nach Fauzis Angaben dürfte das indonesische System erst 2009 stehen. Deutschland und China gaben Geld - doch Indonesien fehlten Mittel, um weitere Bojen zu kaufen und instand zu halten, klagt der Wetter-Experte. «Ich denke, dass sich auch andere Länder darum kümmern müssen - sie kriegen die ganzen Ozeandaten von uns, es wäre ungerecht, wenn sie dafür nicht auch geradestehen würden.»

Kopfzerbrechen bereitet den Fachleuten zudem, wie ein Alarm alle Küstenbewohner erreichen kann. «Wir arbeiten noch an der Entwicklung eines Kommunikationssystems eigens für die Regionen», sagt Fauzi. In den kleinen Fischerdörfern an der Südküste von Java dringt Mobilfunk kaum durch, zudem sind viele Menschen zu arm, um sich Handys leisten zu können. «Es reicht nicht, die Leute per Fernsehen und Radio zu warnen», betont Fauzi. Noch in diesem Jahr sollen drei Tsunami-Sirenen an den Küsten von Aceh, West-Sumatra und Bali eingerichtet werden. Eine in Java ist geplant - aber erst für nächstes Jahr. (tso/AFP)

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