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Dieses Foto von treibendem Tsunamimüll auf dem Pazifik wurde von einer Hubschrauberbesatzung des Flugzeugträgers „USS Ronald Reagan“ einen Monat nach der Katastrophe aufgenommen.

© REUTERS

Tsunami: Treibt Tsunamimüll von Japan nach Amerika?

In den USA und in Kanada gibt es Ängste vor Tsunamimüll aus Japan. US-Behörden beruhigen.

Fischer an der Westküste der Vereinigten Staaten haben unlängst an ihren Stränden erste Plastikflaschen, Zahnbürsten und andere Utensilien entdeckt, die mit japanischen Schriftzeichen versehen waren. Es sind möglicherweise Vorboten. Curtis Ebbesmeyer arbeitet als Ozeanograf in Seattle im US-Bundesstaat Washington. Der Wissenschaftler bestätigte, dass mittlerweile sechs Bojen, die von japanischen Fischern eingesetzt werden, in Alaska, Oregon und auch Kalifornien an Land gespült worden seien.

In den USA und Kanada mehren sich Befürchtungen, dass Müll von der Tsunami-Katastrophe in Japan quer über den Pazifik an die Westküste des amerikanischen Kontinents gespült werden könnte. Vor knapp einem Jahr, am 11. März 2011, hatte ein Beben der Stärke 9,0 einen riesigen Tsunami ausgelöst, der in Japan große Küstenabschnitte verwüstete und das Atomunglück von Fukushima verursachte. Dörfer und Städte wurden von der Tsunamiwelle zerstört, Häuser, Autos und Unrat ins Meer gespült. Fast 20.000 Menschen starben oder gelten als vermisst. Es gibt eine Meeresströmung, die direkt von Japan aus quer über den Pazifik nach Amerika führt.

In welchem Maße der Müll dorthin gelangt, wie lange das dauert und wie gefährlich das ist, darüber gibt es verschiedene Auffassungen. Die „Nationale Behörde für ozeanische und atmosphärische Angelegenheiten“ (NAAO) hat Modelle entwickelt, auf welchem Weg der Müll an die Westküste gelangen könnte. Aber das sind Computermodelle. Die US-Behörde hat keine gesicherten Informationen darüber, ob das auch tatsächlich geschieht. Sie verweist auf die Möglichkeit, dass ein Teil des Mülls versunken sein könnte oder so stark zerkleinert und aufgelöst sein könnte, dass es zu keinen großen Anschwemmungen kommen müsste. Sie hält es für unwahrscheinlich, dass der Müll radioaktiv verseucht ist, weil sich der Fallout Tage und Wochen nach dem Tsunami ereignete, als der Müll schon weggetrieben war. Perry Schmunk ist Bürgermeister in der Gemeinde Tofino in British Columbia. Auf einem Strandspaziergang mit seiner Frau entdeckte er „in einer Stunde mehr Müll aus Japan als in den vergangenen vier Jahren insgesamt. Und das macht mich und meine Gemeinde sehr nervös“, sagte der Bürgermeister. Ängste gibt es vor allem wegen der möglichen Radioaktivität. „Nicht auszudenken, was noch passieren kann, wenn dieses Müll-Feld in Amerika ankommt“, sagt Jeff Mikus, ein Fischer aus Kanada.

Julianne McCaffrey ist Sprecherin des Emergency Managements (ER) in British Columbia. Das ER ist Teil des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit in Kanada. McCaffrey bestätigte, dass die kanadische Regierung jetzt eine „Tsunamimüll-Gruppe“ installiert hat, die sich um das Thema kümmern soll. Vor kanadischen Küstenorten patrouillieren Boote der Küstenwache, um Ausschau nach großflächigen Müllfeldern zu halten.

Der US-Bundesstaat Kalifornien zeigt sich dagegen relativ uninteressiert. Ozeanograf Ebbesmeyer glaubt, dass sich das schnell ändern wird, „wenn an den Stränden von Santa Monica oder Venice Beach plötzlich Müllmassen aus Japan angespült werden“. Strandbesucher sollten bei „auffälligen großen Müllfeldern im Wasser sofort die Küstenwache alarmieren“.

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