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Bilder der Zerstörung in Ercis.

© AFP

Update

Türkei: Zahl der Erdbebenopfer steigt weiter

Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei steigt die Zahl der Todesopfer auf 481. Tausende Menschen warten auf Hilfe, die jetzt auch aus Deutschland kommen soll.

Die Zahl der Opfer nach dem Erdbeben in der Türkei ist in der Nacht zum Donnerstag auf 481 gestiegen. Zudem seien 1650 Menschen verletzt, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül kündigte für Freitag einen Besuch in dem Katastrophengebiet in der östlichen Provinz Van an. Dort hatte ein Erdbeben der Stärke 7,2 am Sonntag fast 2300 Häuser zerstört. Rettungsmannschaften suchen noch immer nach möglichen Überlebenden.

Inzwischen hat die Türkei ausländische Hilfe angefordert. Auch Deutschland hat Soforthilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei angekündigt. Über das Deutsche Rote Kreuz sollen wintertaugliche Zelte, Decken und Zeltheizungen in das Erdbebengebiet gebracht werden. Das sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Markus Löning. Das Auswärtige Amt stelle dafür 360 000 Euro zur Verfügung. Die Türkei habe gestern um Hilfe bei der Versorgung der Opfer des Erdbebens gebeten. Die habe Berlin sofort zugesagt, so Löning.

Der türkische Rote Halbmond brachte schon am Dienstagabend mit Geleitschutz der Armee Zelte für Erdbebenopfer in die osttürkische Stadt Ercis. Der Konvoi sei von Tausenden Menschen erwartet worden, die sich in einer etwa einen Kilometer langen Schlange vor einer Wache der Gendarmerie aufgestellt hätten, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur dpa.

„Ich warte seit mehr als 13 Stunden auf ein Zelt. Meine Familie besteht aus zehn Personen“, sagte der 19-jährige Cemal Alam, ein Einwohner der bei dem Erdbeben schwer zerstörten Stadt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hatten in den beiden Nächten zuvor viele Menschen im Freien übernachten müssen. Am Abend erschütterte ein heftiges Nachbeben der Stärke 5,4 die Region in der Provinz Van.

Wegen des Nachbebens revoltierten Häftlinge in Gefängnis der Stadt gegen ihre Wärter. Die Gefangenen hätten ein Feuer gelegt und die Wachmannschaften mit Messern und Scheren angegriffen, berichteten türkische Medien. Die Häftlinge protestierten demnach dagegen, dass sie ihre Zellen trotz des Nachbebens nicht verlassen durften. Mehrere Schließer seien verletzt worden. Die Behörden brachten zusätzliche Sicherheitskräfte in das Gefängnis, aus dem bei dem schweren Beben am Sonntag etwa 200 Gefangene durch ein Loch in einer Mauer entkommen waren.

Rettungshelfer setzten am Dienstag die Suche nach möglichen Überlebenden und Toten in den Trümmern fort. Kurz zuvor war ein junger Mann aus den Trümmern geholt worden. „Es war wie das Jüngste Gericht“, beschrieb der 18-jährige Mesut Ozan Yilmaz das Beben. Er lag 32 Stunden eingeklemmt unter einem eingestürzten Teehaus. Er habe sich den für das Überleben nötigen Platz schaffen können, sagte er vor laufender Kamera. Ein Junge wurde noch lebend gefunden, starb dann aber auf dem Weg in ein Krankenhaus.

Die Provinz Van liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran. Sie wird mehrheitlich von Kurden bewohnt. Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht. Das Beben vom Sonntag hatte eine Stärke von 7,2. (dpa)

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