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Umfrage: Deutsche fürchten Sprachverfall

Vor allem ältere Bundesbürger sind der Meinung, dass es mit der deutschen Sprache bergab geht. Die Jugend sieht das gelassener. Einigkeit herrscht bei der Frage über den unbeliebtesten Dialekt: Sächsisch.

Die Deutschen fürchten um ihre Sprache. Knapp zwei Drittel der Bundesbürger meinen, die deutsche Sprache drohe "mehr und mehr zu verkommen". Ursache dafür sei unter anderem der stark zunehmende Einfluss anderer Sprachen auf den deutschen Wortschatz. Außerdem werde weniger Wert auf eine gute Ausdrucksweise gelegt, vor allem im Elternhaus, der Schule und in den Medien. Auch die Kommunikation per SMS oder E-Mail wurde als möglicher Grund für den Verfall genannt, genauso wie der Trend zu ständig neuen und unverständlichen Abkürzungen. Über 40 Prozent der Befragten fanden, viele Menschen könnten sich heute schlechter ausdrücken als noch vor 20 oder 30 Jahren.

Allerdings zeigen sich deutliche Altersunterschiede in der Bewertung des Sprachverfalls: Jüngere Altersgruppen sehen auch positive Entwicklungen. Der Wortschatz sei heute größer als früher und durch die Arbeit am Computer werde mehr gelesen und geschrieben. Insgesamt soll die deutsche Sprache vielseitiger und lebendiger geworden sein, befinden 18 Prozent.

Die FDP fordert die Eliten

Anders reagierte da der kultur- und medienpolitische Sprecher FDP-Bundestagfraktion, Christoph Waitz und erklärte, dem offensichtlichen Sprachverfall müsse Einhalt geboten werden. "Wenn 65 Prozent den Verfall der deutschen Sprache beklagen, dann ist es höchste Zeit, etwas für unsere gemeinsame Sprache zu tun." Zuallererst seien "die Eliten gefordert". Doch jeder Einzelne solle mehr Wert auf eine "angemessene und allgemeinverständlicher Ausdrucksform" legen. Schon die Begriffe "Chatten" und "Simsen" seien ein "Paradebeispiel für die Verschluderung unserer Sprache", sagte Waitz. "Wenn dem Sprachverfall nicht endlich Einhalt geboten wird, dann gibt es bald keine allgemeinverständliche deutsche Sprache mehr."

Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Rudolf Hoberg, relativierte hingegen die Ergebnisse der Studie, die er für die umfassendste dieser Art seit über zehn Jahren hält. "Klagen über Sprachverfall gibt es seit den alten Ägyptern und den alten Griechen, vor allem von der älteren Generation." Auch von "Sprachgesetzen" zur "Rettung der deutschen Sprache" nimmt Hoberg Abstand, denn "jede Sprache verändert sich im Laufe der Zeit". In Bezug auf der in dieser Studie erneut bestätigten breiten Ablehnung der Rechtschreibreform, erklärt er, damit werde nur eines verschleiert: Die meisten Menschen seien auch vorher schon nicht mit der Rechtschreibung zurecht gekommen. Nur neun Prozent erklärten, sie hätten sich inzwischen mit der Reform anfreundet.

Sächsisch weiter unbeliebt

Die Anglikanisierung durch englische Ausdrücke wie Event oder Meeting ist inzwischen zur Gewohnheit geworden, auch wenn sich 39 Prozent - vor allem Ältere - daran stören. Eine Mehrheit will die deutsche Sprache angesichts des stärkeren deutschsprachigen Bevölkerungsanteils gegenüber Englisch und Französisch in Europa vermehrt auf europäischer Ebene hören und sehen. Die Frage nach den Sprachen, die in den Schulen gelehrt werden sollen, findet sich auf den ersten drei Plätzen keine große Überraschung. Nach Englisch folgen Französisch und Spanisch. Auf Platz vier jedoch hat sich das Chinesische geschoben. Bei den Dialekten sind Bayerisch und norddeutsches Platt am beliebtesten - dann folgen die Berliner. Die Abneigung gegen das Sächsische ist hingegen eher noch gestiegen. (jg/dpa)

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