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Umwelt: Erde wird immer wärmer

Das Weltklima erwärmt sich so schnell wie nie zuvor. Die globale Temperatur werde bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu vier Grad Celsius steigen, berechneten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts.

Hamburg - Der Meeresspiegel könne im Durchschnitt bis zu 30 Zentimeter klettern, in der Norsee sogar etwas mehr. «Das ist der stärkste Klimawandel, der in den letzten Millionen Jahren auf der Erde im globalen Mittel aufgetreten ist», betonte Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl am Donnerstag.

Die Sommer in Mitteleuropa werden den Berechnungen zufolge trockener und wärmer, die Winter ebenfalls wärmer, aber feuchter, sagte Projektleiter Erich Roeckner. Die Gefahr von starkem Regen und Überschwemmungen nimmt den Berechnungen zufolge deutlich zu. Heiße Trockenperioden sollen auch in Deutschland bald zum durchschnittlichen Sommer gehören. In den Wintern werden Kälte bringende Hochdrucklagen seltener, atlantische Westwindlagen sollen dominieren.

Der Geschäftsführende Institutsdirektor Prof. Jochem Marotzke betonte, die Berechnungen hätten keine grundlegend neuen Erkenntnisse gebracht, die bisherigen Annahmen aber untermauert. «Viele Ergebnisse sind deutlich stabiler.» Das gelte zum Beispiel für das erwartete sommerliche Abschmelzen des Meereises in der Arktis. Damit sei aber kein Kollaps der so genannten thermohalinen Zirkulation verbunden, die den Golfstrom antreibt, sagte Marotzke. Allerdings verändern sich die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere dramatisch, so etwa für Eisbären, die vom Eis aus auf die Jagd gehen.

Als großen Erfolg werteten die Forscher die genaue Abbildung des Klimas der vergangenen Jahrhunderte durch das Rechenmodell. «Auf diese Weise konnten die theoretischen Modelle der Wirklichkeit angepasst werden», sagte Marotzke.

Nach Roeckners Angaben wurden für die aktuellen Berechnungen 25 Mal mehr Daten verarbeitet als für den vorangegangenen IPCC-Bericht von 2001. «Die Modelle sind verbessert worden, die Maschenweite der Modelle verdichtet», sagte der Wissenschaftler. Damit seien erstmals genaue Aussagen auf regionaler Ebene möglich. Nach Marotzkes Angaben waren 50 Mitarbeiter an den Berechnungen beteiligt. Ein Jahr lang war der Hamburger Klimarechner, einer der größten in Europa, zu einem Viertel nur damit beschäftigt, die Klimamodelle zu berechnen. Die Kosten des Projekts betragen nach Institutsangaben für zwei Jahre etwa zehn Millionen Euro. Der IPCC-Bericht mit den neuen Hamburger Klimadaten soll 2007 erscheinen. Er dient Politikern in aller Welt als Grundlage für klimapolitische Entscheidungen.

Angesichts der verheerenden Hurrikans in den USA vermutete Marotzke, dass es künftig zu einer Zunahme und Verstärkung der Wirbelstürme kommen könne. Denn die Wassertemperatur im Golf von Mexiko werde in den kommenden Jahrzehnten auf mehr als 30 Grad im Sommer steigen. Konkrete Aussagen seien aber nicht möglich, da Hurrikans nicht Bestandteil des Rechenmodells seien.

Dramatische Auswirkungen erwarten die Forscher für die Mittelmeerregion. Zum Beispiel müsse Spanien sich auf früher einsetzende und länger dauernde sommerliche Dürreperioden einstellen. Zudem werden die winterlichen Niederschläge geringer, weil es zu weniger Stürmen über dem Mittelmeer kommen werde, sagte Roeckner. Für Südafrika und Australien prognostizieren die Rechenmodelle sogar eine Ausbreitung der Wüsten. (tso/dpa)

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