zum Hauptinhalt

Umwelt: Japan droht mit Ausstieg aus Walfangkommission

Japan hat indirekt mit seinem Ausstieg aus der Internationalen Walfangkommission gedroht, sollte es im Streit um die Zukunft des seit 1986 geltenden Walfangverbots kein Entgegenkommen geben.

Anchorage - Auf der Jahresversammlung der IWC in Anchorage in Alaska bot der japanische Delegierte Joji Morishita einen Kompromiss an, der von den Walschützernationen jedoch umgehend abgelehnt wurde: Demnach wollte Tokio auf seine Pläne verzichten, in diesem Jahr auch 50 Buckelwale zu Forschungszwecken zu jagen, wenn es im Gegenzug für vier Küstengemeinden Ausnahmegenehmigungen erhält.

"Wir könnten ein Kompromisspaket vorschlagen, mit dem alle Mitgliederstaaten leben können - doch dafür müsste unser Vorschlag für die Küstengemeinden akzeptiert werden", sagte Unterhändler Morishita. Die Idee, den vier Gemeinden Walfang in begrenztem Umfang zu erlauben, lehnt sich an die langjährige Praxis an, Ureinwohnern mit langer Walfangtradition die Jagd von seltenen Walen für den Eigenbedarf zu genehmigen.

Japan will Geschäftsordnung ändern

Die wichtigsten Vertreter aus dem Lager der Walfang-Gegner wollten auf den Vorschlag nicht einmal eingehen. Australiens Umweltminister Malcolm Turnbull bezeichnete ihn als "Provokation". Sein britischer Kollege Barry Gardiner sagte, mit dem Schicksal der bedrohten Meeressäuger dürfe kein "Kuhhandel" getrieben werden.

Im Vorjahr hatte Japan überraschend eine knappe Mehrheit gegen das Moratorium organisiert. Der Walfang wurde nur deshalb nicht wieder aufgenommen, weil dafür eine Drei-Viertel-Mehrheit der 75 IWC-Mitglieder nötig gewesen wäre. Japan strebt nun eine Änderung der Geschäftsordnung an, so dass künftig eine absolute Mehrheit reicht. Doch scheinen in diesem Jahr die Gegner des Walfangs leicht in der Mehrzahl zu sein.

1000 tote Wale jährlich

Seit Beginn des Verbots des kommerziellen Walfangs vor 21 Jahren wurden etwa 20.000 Wale getötet. Walfangnationen wie Japan, Norwegen und Island nutzen dabei ein Schlupfloch, das den Fang für wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Gerade in Japan landet das Fleisch aber oft auf dem Teller, es ist eine teure Delikatesse.

IWC-Unterhändler Morishita warnte, sein Land akzeptiere die Unterscheidung zwischen kommerziellem Walfang und Walfang für den Eigenbedarf nicht mehr. "Künftig sollte nur noch danach entschieden werden, ob die Form des Walfangs umweltverträglich ist oder nicht", sagte er. Indirekt drohte er mit dem Ausstieg seines Landes aus der IWC: "Sollten wir beim diesjährigen Treffen keinen deutlichen Fortschritt sehen, wird meine Regierung Schwierigkeiten haben, in der IWC fortzufahren. Wir werden sicher die Aufforderung erhalten, unsere Haltung zu überdenken", sagte Morishita. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false