zum Hauptinhalt

Panorama: Unchristliche Nächstenliebe

Die Bewohner des Kopenhagener "Freistaats Christiania" fühlen sich von immer gewalttätiger auftretenden Rockern bedroht, mit der Folge, dass die dänische Regierung dem gesamten Viertel jetzt ein Ultimatum gesetzt hat. Wie dänische Zeitungen berichten, müssen die seit einer Besetzung im Jahr 1972 nach eigenen Regeln lebenden Bewohner des einstigen Kasernengeländes bis Freitag auf Forderungen des Verteidigungsministers Svend Aage Jensby reagieren, der den organisierten Haschischhandel einer Rockerbande in Christiana nicht mehr hinnehmen will.

Die Bewohner des Kopenhagener "Freistaats Christiania" fühlen sich von immer gewalttätiger auftretenden Rockern bedroht, mit der Folge, dass die dänische Regierung dem gesamten Viertel jetzt ein Ultimatum gesetzt hat. Wie dänische Zeitungen berichten, müssen die seit einer Besetzung im Jahr 1972 nach eigenen Regeln lebenden Bewohner des einstigen Kasernengeländes bis Freitag auf Forderungen des Verteidigungsministers Svend Aage Jensby reagieren, der den organisierten Haschischhandel einer Rockerbande in Christiana nicht mehr hinnehmen will. Andere Regierungsmitglieder haben erklärt, man werde "mit Bulldozern" vorgehen.

Während die "Christianitter" nach solchen Drohungen früher regelmäßig auf die Straße gingen und notfalls sogar Barrikaden bauten, sind die Bewohner jetzt eher erleichtert. Die traditionellen Christiania-Einwohner, ergraut und nicht mehr an Unruhe interessiert, murren schon lange, aber folgenlos, weil Hells-Angels-Rocker ihre Herrschaft über den Handel mit Haschisch durch den Bau eines eigenen, nach außen abgeriegelten Hauses mit dem irreführenden Namen "Info-Hus" gefestigt haben.

Von hier aus werden Christiania-Bewohner und Besucher mit Baseballschlägern verprügelt oder mit Schusswaffen bedroht. Die Angst ist so groß, dass zum Beispiel für das stadtteileigene Magazin niemand mehr unter seinem Namen Texte gegen die Rockergewalt schreiben mag.

Der dreistöckige Rocker-Neubau mit davor geparkten Luxuslimousinen passt auch äußerlich nicht zum sonst so ausgeprägt bescheidenen Lebens- und Baustil in Christiania, das zu den größten Touristenattraktionen in Kopenhagen gehört. Die Regierung verlangt den Abriss des "Info-Hus".

Dass die Rocker kein Geld für Strom oder Wasser in die Gemeinschaftskasse zahlen, gehört ebenfalls zu den Problemen, mit denen die "Christianitter" nicht zurechtkommen, so lange sie wie in der Vergangenheit jede Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen ablehnen.

Nun aber wird Kopenhagens Polizei aufmerksam. "Natürlich sind wir an Christiania stark interessiert", sagt Per Larsen, Chef der Kriminalpolizei, "unser übergeordnetes Ziel besteht darin, dass hier auf längere Sicht ganz normale Verhältnisse herrschen." Früher wurden Einsätze auf dem Gelände für Kopenhagener Polizisten oft zu einem demütigenden Spießrutenlauf.

Lange Zeit hat eine Art Burgfrieden geherrscht, zumal die Bewohner anfangs selbst in der Lage waren, den Handel mit Heroin wie auch das erste Vordringen der Rocker zu verhindern. Nun aber haben die Bewohner dem nichts mehr entgegenzusetzen. Auch deshalb zögert die neue Rechtsregierung von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen nicht, sich der Öffentlichkeit beim ewigen Reizthema Christiania als kompromissloser Verfechter von Ruhe und Ordnung zu präsentieren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false