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Panorama: Und wieder zieht "das Biest" Grimassen

Die "El Pais" ist nicht nur mutig, sondern auch originell. Die große spanische Tageszeitung nennt den weltbesten Schachspieler Garri Kasparow schlicht und fortwährend "El Ogro", was noch am freundlichsten mit "das Biest" übersetzt werden kann.

Die "El Pais" ist nicht nur mutig, sondern auch originell. Die große spanische Tageszeitung nennt den weltbesten Schachspieler Garri Kasparow schlicht und fortwährend "El Ogro", was noch am freundlichsten mit "das Biest" übersetzt werden kann. In Linares ist der 36-Jährige wieder einmal die Hauptattraktion. Das Turnier in der andalusischen Industriestadt gilt seit vielen Jahren als eines der bedeutendsten der Schachelite.

Nicht nur Kasparow und seine üblichen Spielgefährten Viswanathan Anand, Wladimir Kramnik und Alexej Shirov, die ersten vier der Weltrangliste, sind am Start, sondern auch Fide-Weltmeister Alexander Chalifman, 33, nimmt erstmals seit seinem Titelgewinn im August 1999 teil. Der aufstrebende Ungar Peter Leko, Nummer sechs der Welt, komplettiert das Sechserfeld. Faktisch handelt es sich also bei dem doppelrundigen Turnier mit der höchstmöglichen Kategorie 21 um eine inoffizielle WM. Die offiziellen Titelkämpfe blieben im August bedeutungsarm, weil Kasparow, Anand und Kramnik sie ignoriert hatten. So ist Weltmeister Chalifman der krasse Außenseiter, zumal er von seinen 16 Partien, die er seit der WM in Las Vegas spielte, nur eine gewann, aber fünf verlor. Eine traurige Serie, die sich in Linares fortsetzt: Zum Auftakt gegen Kramnik blieb er chancenlos, obwohl er den Vorteil der weißen Steine besaß.

Und schon in der zweiten Runde bekam er es mit Kasparow zu tun. Wieder einmal zog "das Biest" nicht nur seine Holzfiguren, sondern auch Grimassen. Doch Chalifman schien zeitweise sogar dem Sieg nahe, willigte aber schließlich in ein Remis durch Zugwiederholung ein.

A. Chalifman - G. Kasparow (Linares 2000) 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.Sf3 Lg7 5.Db3 dxc4 6.Dxc4 0-0 7.e4 Sa6 (Es ist natürlich nur ein Zufall, dass die beiden russischen Großmeister das so genannte russische System der grünfeldindischen Verteidigung spielen. Chalifman pocht auf sein starkes Zentrum, Kasparow will dieses mit seinem nächsten Zug angreifen und dabei zugleich die etwas exponierte Stellung der weißen Dame ausnutzen.) 8.Le2 c5 9.d5 e6 10.0-0 exd5 11.exd5 Lf5 12.Le3 Db6 13.b3 Tfe8 14.Tad1 Tad8 15.h3 Da5 16.Tfe1 Sd7 17.Sa4! (Wie so oft in dieser Variante verfügt Weiß über einen gefährlichen d-Bauern, darüber hinaus droht er, dem Bauern c5 an den Kragen zu gehen. Dem Geist der Stellung sowie seinem Temperament entsprechend, tritt Kasparow nun im Opferstile die Flucht nach vorn an.) 17...Sb4! 18.Lg5 (Chalifman verschmäht den Bauern. Falls 18.Sxc5, hatte Kasparow vermutlich die Folge 18...Sxc5 19.Lxc5 - nicht 19.Dxc5? Dxc5 20.Lxc5 Sc2 21.Tf1 Txe2 - 19...Sc2! im Auge; z.B. 20.b4 Da4, und es sieht so aus, als habe Schwarz genügend Spiel für den geopferten Bauern, z.B. 21.Tf1 b6 22.Ld4 Sxd4 23.Sxd4 Te4.) 18...Sc2! 19.Lxd8 Dxd8 20.Tf1 (Welche Tücken sich in der Stellung befinden, zeigt 20.Sxc5 Sxe1 21.Txe1 Sb6 22.Db5 Te7, und wenn Weiß den Bauern d5 mit 23.Lc4 deckt, brächte ihn 23...Txe1+ 24.Sxe1 Lc3, mit den Drohungen ...Lxe1 und ...a6, in Verlegenheit.) 20...Sd4 21.Sxd4 Lxd4 22.Txd4 (Chalifman wählt einen vergleichsweise sicheren Weg. Zu gefährlich erschien ihm 22.b4 Te4.) 22...cxd4 23.Lg4 Lxg4 24.hxg4 Te4 25.f3 Se5 26.Db4 Sd3 27.Dc4 (nicht 27.Dxb7 Te2 ggf. nebst ...Dh4) 27...Se5 28.Db4 Sd3 29.Dc4 remis.

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