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Blondi

© www.blondi.co.il

Ungewöhnliche Aktion: Vater schickt Foto seines toten Sohnes auf Reisen

Um seinem bei einem Selbstmordattentat ums Leben gekommenen Sohn doch noch die Möglichkeit zu geben, um die Welt zu reisen, startet Yossi Zur aus Israel eine beispiellose Kampagne im Internet: Er schickt das Foto seines Sohnes um die Welt - im Handgepäck von Reisenden, die sich zum Beweis mit dem Foto ablichten lassen sollen.

Als Asaf Zur starb, hatte er gerade seine neunte Fahrstunde hinter sich und freute sich wahnsinnig darauf, bald ganz alleine fahren zu dürfen. Er liebte Autos, Fahrräder, Motorräder - alles mit Rädern eben. Und das Surfen hatte er für sich entdeckt. Geduldig übte er, sich in der wilden Brandung auf dem wackeligen Board zu halten. Sein Traum war es, an den Stränden von Hawaii und Australien auf den Wellen zu reiten. Asaf war ein großer, schlaksiger Junge mit blonden Haaren, seine Freunde nannten ihn Blondi. Ein Spaßvogel, der Musik und Sport und Schokolade liebte und die Welt entdecken wollte.

Am 5. März 2003 stieg Asaf in Haifa in den Bus der Linie 37. Gemeinsam mit anderen jungen Leuten. Ein junger Palästinenser war auch dabei. Dieser trug unter seinem T-Shirt einen 17 Kilogramm schweren Sprengstoffgürtel und sprengte sich im dichtesten Verkehrsgewühl in die Luft - 17 Businsassen starben mit ihm, über 40 wurden verletzt. Asaf war unter den Toten. Er war 16 Jahre alt.

Blondis Foto im Handgepäck

Im Juni 2008 beschloss Asafs Vater, Yossi, seinem Sohn die Möglichkeit zu geben, doch noch die Welt zu erkunden. Er startete eine beispiellose Kampagne im Internet. Zur Erinnerung an Asaf hat er eine Homepage eeingerichtet, auf die er ein Bild seines Sohnes setzte, mit der Möglichkeit, dieses herunterzuladen. Per Videobotschaft bat er die Menschen in aller Welt, das Foto auf ihre Reisen mitzunehmen. Dann sollten sie am Urlaubsziel ein Foto von dem Bild und dem Ort machen und es an ihn zurückschicken: "Weil Asaf nicht mehr um die Welt reisen kann, wollte ich die Welt zu ihm bringen", erklärt Yossi Zur.

Der Aufruf klingt zunächst wie ein verzweifelter Aufschrei im Kampf gegen das Vergessen. Ein Vater versucht den Tod des Kindes zu bewältigen. Doch die Resonanz ist überwältigend und "Blondis World Tour 2008/9" ist bis jetzt ein riesiger Erfolg. In den vergangenen fünf Monaten hat Yossi 850 Bilder aus 65 Ländern zugeschickt bekommen. So bittet Yuval aus Israel seine Bergsteigertruppe auf dem Weg zum Mount Everst, kurz anzuhalten, um ein Foto von Blondis Bild zu machen - in 6189 Metern Höhe. Alberto aus Spanien nimmt Blondi mit auf den Kilimanjaro, den höchsten Berg Afrikas. Das Bild des Jungen erreicht den Strand der Copacabana, die chinesische Mauer, die Bucht von Panama und die Sonnenpyramide in der Nähe von Mexiko-City.

Hawaii, Kapstadt, Berlin - Blondi war überall

Blondi reist nach Hawaii, wo eine Urlauberin sein Bild am Strand mit einer Blumengirlande schmückt und dann fotografiert. Sein Foto kommt nach Kapstadt, Berlin, San Fransisco und New York. Die Bilder sind keine Meisterfotografien, sondern allesamt von Amateuren gemacht. Aber die Geste zählt und für Yossi das Gefühl, dass er seinem Sohn nun doch ein Reise um die Welt ermöglichen kann - und sei es nur virtuell.

Der Vater überlegt, aus den Urlaubsschnappschüssen ein Buch zu machen, um auf diesem Weg wieder neue Menschen anzusprechen und sie mit dem Schicksal von Blondi zu konfrontieren. Ein Ende des Bildprojektes ist übrigens noch nicht in Sicht - und alle Reiselustigen sind aufgerufen, Blondi mit ins Handgepäck zu nehmen. (nibo)

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