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Dorfbewohner in der Provinz Badachschan betrachten die Verwüstung, welche die Schlammlawine hinterlassen hat.

© rtr

Unglück in Afghanistan: Schlammlawine traf als erstes Hochzeitsgesellschaft

Eine Schlammlawine in Afghanistan reißt erst eine Hochzeitsgesellschaft fort, dann begraben die Erd- und Geröllmassen fast ein ganzes Dorf unter sich. Die Regierung der Provinz Badachschan befürchtet, dass 2100 Menschen bei dem Unglück starben.

Nach der Schlammlawine in der Provinz Badachschan im Nordosten von Afghanistan setzen Rettungskräfte am Samstag ihre Suche nach Überlebenden fort. Die Erd- und Geröllmassen rissen weite Teile des Dorfes Ab-e-Barik mit sich, darunter auch eine Hochzeitsgesellschaft.

Die Provinzregierung teilte mit, 2100 Menschen würden vermisst. Es werde befürchtet, dass sie tot seien. Die Vereinten Nationen gingen am Freitagabend von mindestens 350 Todesopfern aus. Von 700 Häusern im Dorf Ab-e-Barik seien 120 zerstört worden, teilten die Vereinten Nationen mit. 580 weitere Familien drohten, von möglichen weiteren Schlammlawinen nach schweren Regenfällen mitgerissen zu werden.

Die Distriktregierung sprach von 300 Familien, deren Verbleib unklar sei. Provinz-Polizeichef Fasluddin Ajar sagte, auch Kinder seien unter den vielen Vermissten. „Die Dorfbewohner sagen, dass alle von ihnen gestorben sind.“ Auch große Flächen Ackerland seien zerstört worden, sagte Provinz-Polizeichef Fasluddin Ajar weiter.

Überschwemmungen forderten vergangene Woche mehr als 100 Todesopfer

Bereits in der vergangenen Woche hatten Überschwemmungen in vier nordafghanischen Provinzen mehr als 100 Menschen das Leben gekostet. „In den vergangenen sieben Tagen sind mehr Afghanen bei Naturkatastrophen getötet worden als im ganzen Jahr 2013“, sagte der UN-Nothilfekoordinator in Afghanistan, Mark Bowden.

Die Erd- und Geröllmassen rissen am Freitag auch eine gesamte Hochzeitsgesellschaft mit sich. „Die Schlammlawine hat als erstes eine Hochzeitsfeier getroffen“, sagte der Gouverneur des Distrikts Argu, Hadschi Abdul Wadud Saidi. „Dabei sind 250 Menschen gestorben.“ Danach habe die Lawine fast das gesamte Dorf unter sich begraben.

Der Freitag im muslimischen Afghanistan ist mit dem Sonntag in christlichen Ländern zu vergleichen. Die meisten Familien dürften sich daher während der Katastrophe zu Hause aufgehalten haben. Häuser in der Gegend sind in der Regel aus Lehm gebaut. Wasserfluten bringen sie relativ leicht zum Einsturz.

Im Distrikt Argu waren im vergangenen Jahr die Taliban aktiv. Es ist unklar, wie unsicher der Distrikt derzeit ist. Die Bundeswehr war 2012 aus der Provinz Badachschan abgezogen.

Die afghanische Regierung teilte mit, am Samstag sollten 200 Tonnen Lebensmittel in die Katastrophenregion gebracht werden. Der afghanische Präsident Hamid Karsai äußerte sich einer Mitteilung zufolge „zutiefst traurig“ über die Katastrophe. US-Präsident Barack Obama bot Afghanistan Unterstützung an.

In der Region hatte es in den vergangenen Tagen wie jedes Jahr im Frühjahr stark geregnet. Die heftigen Niederschläge verursachen regelmäßig Überschwemmungen und Schlammlawinen. (dpa)

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