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Dramatische Szenen bei der Rettung.

© AFP

Unglück in Südkorea: Schüler beschreiben dramatische Szenen an Bord der Sewol

Überlebende des "Sewol"-Unglücks erheben schwere Vorwürfe gegen die Besatzungsmitglieder. Auch weitere Zeugen sagen im Prozess um das südkoreanische Fährunglück aus.

Überlebende Schüler des "Sewol"-Fährunglücks haben am Dienstag in weiteren Zeugenaussagen vor Gericht ihren verzweifelten Kampf gegen das Ertrinken beschrieben. Einige von ihnen kamen demnach nur dank der Geistesgegenwart anderer
Passagiere mit dem Leben davon oder wurden in letzter Sekunde an eilig improvisierten Seilen aus dem Wrack gezogen. Eine Schülerin berichtete, wie sie im zweiten Versuch von einem anderen Passagier an einem Feuerlöschschlauch aus dem Wasser geholt wurde. "Ich band ihn um meine Hüfte und er zog mich hoch", sagte die Jugendliche.

Ein Schüler erinnerte sich, dass er und mehrere Mitschüler in ihrer Kabine durch heruntergefallene Gepäckstücke blockiert gewesen seien. Passagiere aus einer Nachbarkabine hätten ihre Hilferufe gehört und sich mit Gewalt Zugang verschafft. Schnell sei aus Vorhängen ein Seil geknotet worden. "Dann kletterte ein Mann nach oben und zog uns heraus", beschrieb der Schüler die Rettungsaktion. Am Montag, dem ersten Tag der Anhörungen der Jugendlichen, hatten bereits viele der Schüler schwere Vorwürfe gegen die Besatzungsmitglieder erhoben.

Crew-Mitgliedern droht die Todesstrafe

Die Schüler hätten die immer gleichen Anweisungen, mit angelegten Schwimmwesten an Ort und Stelle zu bleiben, befolgt, bis die Fähre so weit in Schieflage geraten sei, dass sich die Tür ihrer Kabinen über ihren Köpfen befunden habe und Wasser durch die Fenster eingedrungen sei. In dem am 10. Juni eröffneten Prozess sind der Kapitän Lee Joon Seok und drei andere ranghohe Crew-Mitglieder wegen fahrlässiger Tötung in besonders schwerem Fall angeklagt, ihnen droht die Todesstrafe. Elf weitere Besatzungsmitglieder müssen sich wegen minder schwerer Verletzungen des Seerechts verantworten.

Der Kapitän und seine Crew sollen die Passagiere auf dem sinkenden Schiff angewiesen haben, zu bleiben, wo sie waren - fast eine Stunde lang harrten die Passagiere somit in ihren Kabinen oder auf ihren Sitzen aus. Die Schiffsführung verließ die Fähre, während hunderte Menschen noch festsaßen. Bei dem Unglück am 16. April kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, unter ihnen etwa 250 Schüler einer Schule in Ansan.

Laut einem Anfang Juli veröffentlichten Bericht zu dem Unglück führten Inkompetenz, Behördenversagen, Korruption und Geldgier zu der Katastrophe. Die Reederei habe den "finanziellen Gewinn über die Sicherheit der Passagiere" gestellt, die Besatzung habe sich "unverantwortlich" verhalten, hieß es darin. (AFP)

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