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Panorama: Unglück mit Bruno

Der Braunbär ist angefahren worden. Verletzt ist er aber nicht. Die Hunde haben keine neue Fährte

Jetzt wird es langsam wirklich interessant, was die Bärenjagd in Bayern betrifft: Denn der mittlerweile von finnischen Jägern und deren Hunden verfolgte Braunbär Bruno nähert sich Gebieten, die den Touristen vom Fernsehen bestens bekannt sind. Der Sylvensteinsee nämlich, an der Grenze zu Österreich gelegen, hatte als markanter Punkt in der oberbayerischen Landschaft schon einmal einen Gastauftritt in „Der Bulle von Tölz“ – und die dazugehörige Ansiedlung ist nicht weit.

Seit Tagen zum ersten Mal wieder gesichtet wird JJ 1, so sein richtiger Name, am Mittwoch von gleich mehreren Augenzeugen. Auf österreichischer Seite meldet gegen Mittwochmittag ein Mountainbiker seine Beobachtung. Er ist unterwegs auf der Ganalmstraße im Gemeindegebiet Terfens, als er kurz vor ein Uhr den Bären über eine Lichtung laufen sieht. Unverzüglich informiert der Radler die Polizei, die ihrerseits die finnischen Jäger benachrichtigt. Die sind in diesem Augenblick noch mit ihren Hunden am Karwendel unterwegs.

Gegen 23 Uhr in der Nacht, also kurz nach Abpfiff des Länderspiels Deutschland gegen Polen, produziert der mittlerweile fast nur noch als Bruno bezeichnete Bär seinen ersten Verkehrsunfall. Ein aus Achenkirch stammender Autofahrer ist nordwestlich des Sylvensteinstausees unterwegs, als der Bär angeblich von einer Staumauer hupft und vor das Auto läuft. Nach Angaben des Fahrers kommt es zu einer kurzen Kollision, ein dem Auto auf der Straße nachfolgender Motorradfahrer kann nur knapp ausweichen. Am Tag danach bestätigt Manfred Wölfl, Koordinator für Großtierarten und gewissermaßen als bayerischer Bärenmanager tätig, das Geschehene: „Großartig verletzt“ könne sich der Bär aber nicht gehabt haben, denn es fänden sich weder Blut- noch Haarspuren in der Nähe des Unfallortes. Abgesehen von einem umgeklappten Rückspiegel sei auch das Auto des österreichischen Fahrers nicht beschädigt worden. „Wahrscheinlich hat der Bär nur eine kleine Ohrfeige abgekriegt“, meint Wölfl und fährt fort, Bruno sei vom See gekommen und auch wieder in diese Richtung umgedreht. Am Donnerstag, in Bayern ein Feiertag, selber schien auch der Bär wieder eine Pause einlegen zu wollen – und blieb verschwunden.

Unterdessen appelliert das bayerische Umweltministerium noch einmal dringlich sowohl an Touristen in dieser Gegend Oberbayerns aber auch an die Medien, sich den Umständen entsprechend vorsichtig zu verhalten. Eine mediale Begleitung der Bärenjagd – von der offenbar vor allem viele Fernsehsender träumen – werde „aus Sicherheitsgründen, und um den Erfolg der Aktion nicht zu gefährden, ohne Ausnahme ausgeschlossen“, sagte ein Ministeriumssprecher. In dem Vertrag mit den finnischen Experten ist ausdrücklich vorgesehen, dass zunächst Sorge getragen wird, den Bären zu stellen und zu betäuben. Ein Abschuss ist auch weiterhin nur „in einer Notsituation“ erlaubt, heißt es.

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