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© Unicef

Unicef-Jahresbericht: Jeden Tag sterben 1500 Frauen bei der Geburt

Geburten in armen Ländern sind 300 Mal gefährlicher als in reichen. Das liegt nicht nur an Mängeln in der medizinischen Grundversorgung, sagt das UN-Kinderhilfswerk Unicef beim Vorstellen seines Jahresberichts.

Frauen in den ärmsten Ländern der Welt haben ein dreihundert Mal höheres Risiko, an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt zu sterben als in den Industrieländern. Jeden Tag sterben weltweit 1500 Frauen durch vermeidbare Komplikationen. "Seit 1990 starben zehn  Millionen Frauen während der Schwangerschaft und der Geburt", erklärte die Direktorin des Kinderhilfswerks Unicef, Ann Veneman, am Donnerstag in Südafrika bei der Vorstellung des Jahresberichts "Zur Situation der Kinder in der Welt 2009".

In keinem Bereich der Gesundheitsversorgung sei die Kluft zwischen reichen und armen Weltregionen so groß wie bei der medizinischen Versorgung von werdenden Müttern, heißt es in dem Unicef-Bericht. Um die sogenannten Millenniumsziele einer nachhaltigen Verringerung dieser Zahlen zu erreichen, müssten sie bis 2015 um mehr als 70 Prozent reduziert werden. Die Millenniumsziele der UN sehen im Vergleich zu 1990 eine Verringerung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel vor.

In Niger stirbt jede siebte Frau bei der Geburt

Das Land mit dem höchsten Risiko für gebärende Frauen sei das bürgerkriegsgeschüttelte Sierra Leone in Westafrika, wo auf 100.000 Geburten 2100 Todesfälle kommen. Vielfach gebe es kaum medizinische Betreuung. Krankenhäuser oder Gesundheitsposten seien oft Dutzende Kilometer entfernt. Auf 10.000 Einwohner kämen in Entwicklungsländern im Schnitt gerade mal 10 Krankenhausbetten. Während in Irland eine von 47.600 Frauen bei der Geburt sterbe, sei es jede siebte im westafrikanischen Staat Niger.

In dem Bericht heißt es zudem: "Auf jede Frau, die an Komplikationen während der Schwangerschaft stirbt, kommen 20 weitere, die Verletzungen, Infektion und Invalidität erleiden - das sind rund zehn Millionen Frauen jedes Jahr." Eine ähnliche Relation gebe es bei der Kindersterblichkeit, die vor allem in Entwicklungsländern weiter hoch bleibt. Die Babys sterben vor allem an Komplikationen bei der Geburt, an Tetanus, Malaria, Lungenentzündung und Durchfall. Erschwert würde die Situation in vielen Ländern durch Teenager-Schwangerschaften oder Genitalverstümmelungen. "In 27 Ländern Afrikas und des Nahen Osten haben rund 70 Millionen Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren diese Praxis erlitten." Obwohl Genitalverstümmelung wie auch die Kinderehen weltweit zurückgingen, sei der Fortschritt zu langsam.

80 Prozent der Todesfälle könnten verhindert werden, wenn Schwangere Zugang zu einer regelmäßigen medizinische Grundversorgung hätten, sagt das UN-Kinderhilfswerk. Todesursachen sind etwa Blutungen, Infektionen, Vergiftungen und Geburtskomplikationen oder unsachgemäße Abtreibungen. Weil es zu wenig Geburtsstationen, Hebammen oder medizinisches Fachpersonal gibt, bringen laut Unicef mehr als 60 Prozent der Frauen in Afrika und in Asien ihre Kinder zu Hause unter oft unhygienischen Bedingungen zur Welt. Bei mehr als der Hälfte dieser Geburten ist kein Fachpersonal anwesend. Um das Risiko für Mütter und Neugeborene zu verringern, brauche es neben medizinischer Hilfe jedoch auch bessere Bildungschancen für Mädchen.

Die Regierungen müssten mehr investieren, um die Gesundheitssysteme für die ärmsten Familien in den Entwicklungsländern zu stärken, forderte Unicef. Besonders wichtig sei es, die Ausbildung von Hebammen, Ärzten und medizinischem Personal auszuweiten und Anreize dafür zu schaffen, dass diese auch in ländlichen Regionen arbeiten. (up/afp/dpa)

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