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Panorama: Unter Wasser

Indonesiens Hauptstadt Jakarta versinkt – Angst vor Plünderern

Jakarta - Die jüngsten Warnungen vor den Folgen der Klimaerwärmung sind noch nicht verhallt, da versinkt die erste Großstadt im Wasser. Die indonesische Hauptstadt Jakarta ist zum größten Teil überschwemmt. Häuser und Hütten sind bis unter das Dach überflutet, die Menschen waten mühsam durch das braune Nass. Die schwerste Überschwemmung seit vielen Jahren hat mindestens 29 Todesopfer gefordert, mehr als 340 000 sind nach offiziellen Angaben vom Montag obdachlos. Gut 70 Prozent der Stadt sind betroffen. Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Toten weiter steigt – und die Gefahr von Seuchen.

Die Wassermassen haben das öffentliche Leben komplett lahmgelegt. Strom- und Wasserversorgung waren vielerorts zusammengebrochen, Telefonleitungen funktionierten nicht mehr. Während in einigen Stadtteilen die Wasserstände am Montag leicht sanken und erste Anwohner in ihre beschädigten Häuser zurückkehrten, stiegen die Pegelstände in anderen Bezirken. Die Meteorologen haben für die kommenden Tage neue heftige Regenfälle vorausgesagt.

Umweltminister Rachmat Witoelar machte die Stadtplaner für die Überschwemmungen mitverantwortlich. Vielfach würden sie die ökologischen Auswirkungen ihrer Bauprojekte – etwa bei Entwässerungssystemen – ignorieren. Jakartas Gouverneur Sutiyoso beschuldigte die örtliche Regierungsverwaltung, zugunsten wirtschaftlicher Interessen Wasserreservoire geopfert zu haben. Er bemängelte die massive Zunahme von Luxusvillen und Wohnkomplexen.

Für die großflächige Überflutung in diesem Jahr werden auch die Abholzung von Bergwäldern und ökologisch fragwürdige Baugenehmigungen mitverantwortlich gemacht – erst so werde aus einem natürlichen Ereignis wie Regen eine Katastrophe, sagen Kritiker. Gouverneur Sutiyoso wies das am Montag in einem Rundfunkinterview zurück und beharrte darauf, es handele sich um ein Naturphänomen, wie es alle fünf Jahre vorkommen könne. „Es gibt keinen Grund für Pöbeleien“, sagte er. „Ich war heute bis um 3 Uhr auf, um zu versuchen, den Flüchtlingen zu helfen.“

Jakarta ist tatsächlich häufig von Überschwemmungen betroffen, aber selten in diesem Ausmaß. Viele Stadtbereiche liegen sehr niedrig und in Flussnähe, das Kanalsystem ist schlecht.

Aus Angst vor Plünderern wollten viele Bewohner trotz der Überschwemmungen ihre Häuser nicht verlassen, andere retteten sich mit wenigen Habseligkeiten auf Floße. In einigen dicht besiedelten Gebieten stand das Wasser bis zu drei Meter hoch.

In den am schlimmsten betroffenen Bezirken versorgten medizinische Einsatzteams auf Flößen die Menschen mit Trinkwasser. Die Polizei von Jakarta stellte fast 13 000 Einsatzkräfte, während die Armee etwa 1300 Soldaten einsetzte, um den Flutopfern zu helfen. dpa

Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf, Kennwort „Indonesien“. Diakonie-Katastrophenhil fe: Konto 502-707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70. Caritas internationa l: Konto 202, BLZ 660 205 00, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe. Deutsches Rotes Kreuz: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 41 41 41, BLZ 370 205 00.

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