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Unwetter: Herbststurm über Nordseeküste

Der erste schwere Herbststurm mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 156 Stundenkilometern ist über die deutsche Nordseeküste hinweggefegt.

Berlin - Der erste schwere Herbststurm dieses Jahres mit Spitzengeschwindigkeiten von 156 Stundenkilometern ist über die deutsche Nordseeküste hinweggefegt. Der Orkan richtete am Mittwoch nach Angaben der Polizei erhebliche Schäden an. Experten sprachen von einer der schwersten Sturmfluten der vergangenen 100 Jahre. Vor der Nordseeinsel Borkum kenterte ein niederländischer Seenotkreuzer. Vier Männer wurden zeitweilig vermisst. An der Ostsee wütete der Sturm weit weniger heftig. Der Deutsche Wetterdienst hob am Vormittag seine Unwetterwarnung auf.

Auf den ostfriesischen Inseln erreichten Orkanböen in der Nacht verbreitet Stärke zwölf. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wurden auf Spiekeroog Windspitzen von 156 Stundenkilometern gemessen, auf Norderney 122 und auf Helgoland von 120. Auch im Küstenbereich habe es noch Böen der Stärke elf mit 110 Stundenkilometern gegeben.

Eine der schwersten Sturmfluten der letzten 100 Jahre

Eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sprach von einer der schwersten Sturmfluten der vergangenen 100 Jahre vor der niedersächsischen Nordseeküste. Die Pegel an der Knock bei Emden mit 3,59 Metern und am Sperrwerk bei Gandersum mit 3,90 Metern über dem Mittleren Tidehochwasser hätten die höchsten Werte seit dem Beginn der Aufzeichnungen angezeigt. Der Pegel in Bensersiel erreichte mit 2,91 Metern den dritthöchsten Wert nach 1906 und 1962.

Die Sturmflut überflutete auch Gebiete in Hamburg. Vor allem rund um den historischen Fischmarkt im Stadtteil Altona sowie im Freihafen und in der Hafen-City standen Straßen und Plätze bis zu einem Meter unter Wasser. Die für den Katastrophenschutz zuständige Innenbehörde ließ zeitweilig Fluttore und Schieber schließen. Mit einem Pegel von 4,58 Meter über Normal Null sei Hamburg jedoch glimpflicher davongekommen als befürchtet, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. Im Hafen hatte sich am Morgen ein Containerschiff losgerissen. Der Frachter konnte mit Hilfe eines Schleppers wieder am Ponton festmachen. Durch herumfliegende Teile wurden in der Stadt zwei Menschen leicht verletzt. Im Außenhafen der Stadt Emden sorgte die Sturmflut für chaotische Zustände. "Unser Fährhaus, die Frachthalle und das Verwaltungsgebäude stehen unter Wasser. Wir haben weder Strom noch Heizung noch EDV", sagte eine Sprecherin der Reederei AG Ems.

Stromausfall auf Rügen

Entlang der gesamten Ostseeküste kam es zu Verkehrsbehinderungen wegen herabfallender Äste. In der Altstadt Stralsunds wurden mehrere Ziegeldächer beschädigt. Im Hafen Wismar stieg der Pegel bis zum Nachmittag auf 1,31 Meter über dem mittleren Hochwasser. Bereiche des Hafens wurden überflutet. Auf der Insel Rügen fiel gebietsweise der Strom aus.

Nahe Wolfsburg kollidierte ein Linienbus mit einem auf der Fahrbahn liegenden Baum. Dabei bohrte sich ein Ast durch die Frontscheibe. Der 26-jährige Fahrer hatte sich geistesgegenwärtig fallenlassen und blieb unverletzt. Auch die drei Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon.

Fünf Zentimeter Neuschnee auf dem Brocken

Die ersten Wintervorboten kündigten sich derweil auf dem Brocken an, wo sich eine erste dünne Schneedecke von fünf Zentimetern bildete. Auch auf dem 1214 Meter hohen Fichtelberg im Erzgebirge schneite es leicht.

Die zwischenzeitlich vermissten niederländischen Seenotretter meldeten sich am Vormittag per Handy bei ihrer Leitstelle, wie ein Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sagte. Sie seien wohlauf. Das 19 Meter lange Schiff war auf dem Weg zu einem Einsatz vor Borkum, als es von den Überwachungsmonitoren verschwand. Daraufhin hatten Rettungskräfte einen Sucheinsatz gestartet. (tso/ddp)

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