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Ukraine

© AFP

Unwetter: Todesopfer nach Überflutungen in der Westukraine

100 Millionen Euro Schaden, 22 Tote - eine "Trägödie nie da gewesenen Ausmaßes": Eine Hochwasserkatastrophe trifft den Westen der Ukraine wie seit 100 Jahren nicht mehr.

Bei der schwersten Hochwasserkatastrophe seit 100 Jahren im Westen der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 22 gestiegen. Unter den Opfern seien auch sechs Kinder, teilte das Zivilschutzministerium am Montag nach Angaben der Agentur Interfax in Kiew mit. Zahlreiche Menschen wurden vermisst. Zehntausende hätten ihre Wohnungen verloren. "Das ist eine Tragödie von nie dagewesenem Ausmaß", teilte der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko auf seiner Internetseite mit. Der Rat für nationale Sicherheit verhängte den Ausnahmezustand über das betroffene Gebiet.

Es soll nun umgehend ein Krisenplan mit Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung und für die Beseitigung der Folgen erstellt werden, hieß es in Kiew. Die Schäden wurden auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. Präsident Juschtschenko rief die Bürger, Unternehmen und Organisationen auf, den Bedürftigen zu helfen. Der Staatschef nannte die Flut eine ökologische Katastrophe für die Region.

Dnestr tritt über die Ufer

Zu dem Hochwasser kam es nach tagelangen Regenfällen und durch Tauwasser aus den Karpaten. Der 1400 Kilometer lange Fluss Dnjestr hatte sich zu einem reißenden Strom entwickelt und war vielerorts über die Ufer getreten. Im Westen der Ukraine wurden durch die Flut ein Großteil der Getreidefelder, tausende Kilometer Straßen und mehrere hundert Brücken sowie Stromleitungen zerstört.

Betroffen waren nach offiziellen Angaben sieben Gebiete, darunter die Regionen Lwiw (Lemberg) und Tschernowzy, mit knapp 200 Ortschaften. Der normalerweise zwischen 150 und 200 Meter breite Fluss entspringt in den Karpaten, zieht sich durch den Westen der Ukraine und das östliche Moldawien und mündet bei Odessa ins Schwarze Meer. Nach Angaben des Innenministeriums waren 166 Gemeinden im Norden des Landes betroffen. 8600 Häuser standen unter Wasser, 8200 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.

Und auch in Rumäniens Norden standen noch immer hunderte Bauernhäuser unter Wasser. An den Flüssen Siret und Prut herrschte weiter Alarmbereitschaft. Bislang starben mindestens vier Menschen. In der nordwestlichen Maramures Region lief eine Rettungsaktionen für 140 Touristen, darunter Dutzende Deutsche, die bei einem Ausflug mit einer Schmalspurbahn im Gebirge von der Flut überrascht worden waren. Sie waren in Holzfällerhütten geflohen und sollten im Lauf des Montags per Hubschrauber ausgeflogen werden. Etwa 60 Reisende konnten das Überschwemmungsgebiet zu Fuß zu verlassen. Der Berliner Reiner Mehr schildert den Marsch: "Es war ein sieben Stunden langer, gefährlicher Weg an steilen Hängen". (mpr/dpa/AFP)

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