zum Hauptinhalt
Heftige Regenfälle gingen über Münster nieder

© dpa

Update

Unwetter: Wieder heftige Gewitter in Deutschland: Ein Mann stirbt

In Nordrhein-Westfalen haben erneut Gewitter gewütet. Besonders betroffen war die Region Münster. In Baden-Württemberg kam es zu einem Erdrutsch. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor weiteren Unwettern - auch in Berlin.

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume: Erneut haben heftige Gewitter mit starkem Regen das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen heimgesucht. Besonders betroffen war die Region Münster, wo auch am Dienstagmorgen noch Straßen unter Wasser standen. Dort ertrank ein Mann in einem überfluteten Keller. Der Mann hatte offenbar im Keller des von Wasser umspülten Hauses nach dem Rechten sehen wollen, wie die Feuerwehr am Dienstag mitteilte. Als er sich im Keller aufhielt, platzte demnach durch Wasserdruck von außen die Scheibe eines Kellerfensters. Dem Mann gelang es nicht mehr, sich vor den hereinströmenden Wassermassen in Sicherheit zu bringen.

In der Innenstadt von Münster stürzte ein Baum auf ein Auto. Eine Frau darin wurde lebensgefährlich verletzt. Die Feuerwehr zählte bis in die Nacht zum Dienstag mehr als 1000 Notrufe. Die Leitungen seien völlig überlastet gewesen, hieß es. 800 Retter waren stundenlang im Dauereinsatz, sie kämpften bis zur Erschöpfung.

In der 36-000-Einwohner-Stadt Greven registrierte die Feuerwehr am Abend bereits mehr als 500 Notrufe, meistens wegen gefluteter Keller. Die Polizei sperrte die Innenstadt für den Verkehr. Über Verletzte wurde dort zunächst nichts bekannt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schätzte am Abend nach der Auswertung von Radarbildern die Regenmengen in Greven und Ahaus auf mindestens 60 Liter pro Quadratmeter für einen Zeitraum von sechs Stunden.

Umgestürzte Bäume blockierten im Ruhrgebiet eine S-Bahn-Strecke. Straßenunterführungen in Münster standen nach heftigem Regen mitunter mehr als 60 Zentimeter hoch unter Wasser, sagte ein Polizeisprecher. Mehrere Autos blieben liegen und behinderten den Verkehr. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. „Derzeit zuckt hier ein Blitz nach dem anderen durch den Himmel, und es schüttet wie aus Eimern“, sagte ein Augenzeuge gegen 19.45 Uhr. Betroffen waren auch Universitätsgebäude. Ein Mitarbeiter berichtete, dass im Keller des Instituts für Kernphysik das Wasser über 50 Zentimeter hoch gestanden habe.

In Greven regnete es fast zwei Stunden lang. „Bei 50 Millimeter ist der Messbehälter übergelaufen“, sagte Hobby-Meteorologe Helmut Kämmerling den „Westfälischen Nachrichten“. Auch sein Keller war überschwemmt. Bei einem Nachbarn sogar über einen Meter hoch, wie er der Nachrichtenagentur dpa sagte. In der Stadt beschädigte ein Wassereinbruch ein Stellwerk der Deutschen Bahn, es war deshalb nur eingeschränkt zu nutzen. Zahlreiche Zugverbindungen im Nahverkehr fielen auf dem Streckenabschnitt zwischen Münster und Rheine aus. Als Ersatz wurden Busse eingesetzt. Fernverkehrszüge wurden über Osnabrück umgeleitet - es musste mit erheblichen Verspätungen gerechnet werden. Laut Bahn sollen die Einschränkungen voraussichtlich bis zum Mittag andauern.

Der Deutsche Wetterdienst warnt weiter vor heftigen Gewittern

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schätzte am Abend nach der Auswertung von Radarbildern die Regenmengen in Greven und Ahaus auf mindestens 60 Liter pro Quadratmeter für einen Zeitraum von sechs Stunden. An einer Stelle seien nördlich von Münster zwischen 16 und 17 Uhr mehr als 40 Liter Regen gefallen, sagte ein Sprecher in Offenbach.

Die Gewitter waren von Süden her über das Land gezogen. Bereits am Nachmittag hatten Blitze in Schwalmtal am Niederrhein zwei Dachstühle in Brand gesetzt. In Hennef nahe Bonn traf ein Blitz ebenfalls einen Dachstuhl. Auch dort konnte die Feuerwehr den Brand löschen. Verletzt wurde an beiden Orten niemand. Auch das Ruhrgebiet bekam ordentlich was ab: Im Bochumer Süden reichten wenige Minuten Starkregen, um Kellerräume, Wohnungen und Straßen unter Wasser zu setzen. Insgesamt musste die Feuerwehr mehr als 100 Mal ausrücken. Auch das Technische Hilfswerk war im Einsatz, wie die Stadt berichtete.

Zwischen Essen und Bochum stürzten Bäume auf die Gleise der S-Bahn-Linie S1. Die Bahn richtete auf diesem Abschnitt einen Busnotverkehr ein, wie das Unternehmen online mitteilte. Am Abend war nicht absehbar, wie lange die Strecke blockiert sein würde.

In Baden-Württemberg traf es vor allem die Kreise Tuttlingen und Rottweil. Dort liefen am Montagabend Keller voll Wasser. Nach Angaben der Polizei war die Feuerwehr in vielen Städten und Gemeinden im Dauereinsatz. Auch viele Straßen wurden durch die Wassermassen unpassierbar. Auswirkungen hatte das Wetter auch auf den Bahnverkehr. Bei Gosheim (Kreis Tuttlingen) kam es zu einem Erdrutsch. Ein heftiges Gewitter löste in Wurmlingen einen Dachstuhlbrand in einem Mehrfamilienhaus aus. Ein Hausbewohner zog sich dabei Verbrennungen zu. Die Feuerwehr konnte den Brand nach kurzer Zeit löschen. In der Gegend um Tübingen und Böblingen in Baden-Württemberg waren am Dienstag noch einige Bundes- und Kreisstraßen voll oder halbseitig gesperrt, wie ein Sprecher des Lagezentrums im Stuttgarter Innenministerium sagte. Bei Wellendingen versperre ein Erdrutsch eine Kreisstraße.

Der Deutsche Wetterdienst warnt weiter vor heftigen Gewittern. In Berlin kann es am Vormittag zunächst vereinzelt, später verbreitet zu Gewittern kommen. Es droht teils Unwettergefahr.

Sechs Tote bei heftigen Unwettern im Juni

Anfang Juni waren bei heftigen Unwettern sechs Menschen in Nordrhein-Westfalen ums Leben gekommen. Gewitter mit orkanartigen Sturmböen waren vor allem über die Region Düsseldorf und Köln sowie das Ruhrgebiet gezogen und hatten schwere Schäden angerichtet. In Düsseldorf kamen nach Angaben der Polizei drei Menschen ums Leben, als ein Baum auf eine Gartenlaube stürzte, in der sie Schutz gesucht hatten. Sechs Menschen wurden verletzt. In Köln wurde ein 52 Jahre alter Radfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen. Der etwa 20 Meter hohe Baum wurde vermutlich von einem Blitz getroffen. Auch in Krefeld starb ein 28-jähriger Radfahrer durch einen umstürzenden Baum. In Essen brach nach Angaben der Feuerwehr ein 49 Jahre alter Mann auf der Straße zusammen. Wiederbelebungsmaßnahmen seien erfolglos geblieben. Berichten zufolge beteiligte sich der Mann an Aufräumarbeiten, als er kollabierte.

Es waren zum Teil die schwersten Unwetter seit Jahren, nach Einschätzung von Experten die stärksten Sturmböen seit dem Orkan Kyrill im Jahr 2007. Es wurden Windgeschwindigkeiten von mehr als 140 Stundenkilometern gemessen.

Das Unwetter hatte auch Berlin getroffen, zumindest mittelbar. Die ICE-Strecke Richtung Ruhrgebiet und Rheinland musste unterbrochen werden. Bäume waren auf die Gleise gestürzt oder hatten Oberleitungen zerrissen. Auch im Straßenverkehr kam es zu erheblichen Behinderungen. So war die Autobahn A 42 bei Kamp-Lintfort in Richtung Dortmund wegen umgestürzter Bäume gesperrt. (dpa/tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false