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US-Politik: Des Pudels Kern

Kein anderes Thema bewegt die Nation mehr – welcher Hund zieht ins Weiße Haus ein?

Diskutieren die Amerikaner, wen ihr nächster Präsident zum Außenminister oder zum Nationalen Sicherheitsberater machen sollte? Nein. Eine ganz andere Frage bewegt die Nation: Wer zieht als „First dog“ ins Weiße Haus ein? Das gehört zu den Schicksalsentscheidungen, die über eine gute oder eine schlechte Presse entscheiden. Barney, der Scotch Terrier von George W. Bush, ist derzeit eingesperrt, vor wenigen Tagen hatte er einen Reporter in den Zeigefinger gebissen.

Die Hundewahl sei momentan „der wichtigste Tagesordnungspunkt im Haushalt Obama“ verriet der „President elect“ in seiner ersten Pressekonferenz am Freitag. Eigentlich sollten die beiden Töchter Malia (10) und Sasha (7) sich einen Welpen aussuchen dürfen. So hatte es der Vater im Sommer versprochen, als Ausgleich dafür, dass die Kinder ihn in den langen 20 Wahlkampfmonaten nur an wenigen Tagen gesehen hatten. Die meisten Bürger erfuhren wohl erst in der Siegesrede am vergangenen Dienstabend davon. „Malia und Sasha, ihr habt euch den Hundewelpen verdient, der mit uns nach Washington ziehen wird“, bekräftigte Obama im Grant Park von Chicago.

Doch Medien und Experten haben längst begonnen, der Familie die Entscheidung aus den Händen zu nehmen. Die Kinder sollten einen Hund aus dem Tierheim retten, sagen die einen. Es solle ein reinrassiges Wesen sein, schlägt der Züchterverband vor. Im Sommer hatte er schon mal prophylaktisch eine Abstimmung im Internet über fünf Varianten abgehalten. Das Tier solle kinderfreundlich, von stabilem Wesen, nicht zu wild und sozial sein; dazu aber auch „hypoallergen“, da die Töchter und die Mutter Obama auf gewisse Stoffe mit Juckreiz reagieren – je nach Rasse sei dieses Risiko höher oder niedriger. In der Abstimmung, an der sich 42 000 Menschen beteiligten, siegte der reinrassige Pudel vor dem Irish Soft Coated Weaten Terrier.

Goldendoodle-Verband fühlt sich beleidigt

Das Votum wird nun als angeblicher Volkswille ins Feld geführt, seit manche Medien wissen wollen, Malia Obama wünsche sich einen Goldendoodle, eine Kreuzung aus Pudel und Golden Retriever mit flauschigem Fell. Der Züchterverband wendet zudem ein, der Goldendoodle sei nicht als Rasse anerkannt. Er sei gewissermaßen ein „Underdog“. Das freilich würde recht gut zu Obama passen, denn der war als politischer Underdog ins Wahljahr gestartet.

Das Verdikt der Züchter beleidigt nun den Verband der Goldendoodle-Halter in Neu-England. Das wäre ein großartiger Hund für das Weiße Haus, sagte Judith Peabody aus Vermont, die Morningshine Doodles züchtet, dem „Boston Globe“. Sie sei kurz davor, den Obamas ein solches Tier per Email anzubieten.

Nancy Gondor, eine Goldendoodle- Halterin aus Wellesley, versucht Familie Obama durch Einsatz seiner Wahlkampfslogans zu beeindrucken. „Yes, she can. Yes, she can“, intoniert sie auf die selbstgestellte Frage, ob ihre 17 Wochen alte Lucy schon Tricks gelernt habe. Lucy könne ein Glöckchen läuten.

Angesichts von so viel unerbetenem Rat und öffentlichem Druck flüchtet sich Barack Obama erst mal in Scherze. „Natürlich ziehen wir auch ein Tier aus dem Hundeheim in Betracht. Das Problem ist nur, die meisten dort sind Straßenmischlinge wie ich“, spielte er auf seinen schwarzen Vater aus Kenia und seine weiße Mutter aus Kansas an. Dann sprach auch er über die Allergien der drei Damen im Haus Obama.

„Wenn du einen Freund in Washington haben willst, kauf dir einen Hund“, soll Harry S. Truman gesagt haben. Der 33. Präsident war einer der unbeliebtesten in der US-Geschichte. Obama steht nun vor der Herausforderung, die Hundeentscheidung so zu moderieren, dass sie seinem Ansehen nicht schadet. Die Anforderung „hypoallergen“ an das künftige Haustier, danach sieht es derzeit aus, kann ihm als eine Erklärung dienen, mit der sich die riskante Entscheidung bis in die Weihnachtszeit verzögern lässt.

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