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USA: Blutiger "Racheakt" an Amish-Schule

Ein Amokschütze hat in Pennsylvania fünf Mädchen regelrecht hingerichtet und sich anschließend selbst getötet. Mindestens sechs weitere Kinder wurden lebensgefährlich verletzt.

Nickel Mines/Washington - Nach der Tat in einer Dorfschule der christlichen Religionsgemeinschaft Amish erschoss sich der Mann selbst, wie die Polizei in der Ortschaft Nickel Mines mitteilte. Sechs weitere Kinder wurden zum Teil mit lebensgefährlichen Verletzungen in Krankenhäusern behandelt. Das Motiv des Täters ist nach Polizeiangaben möglicherweise Rache an Frauen für ein lange zurückliegendes Erlebnis. Das Weiße Haus erklärte, US-Präsident George W. Bush sei durch den Amoklauf "tief betrübt und aufgewühlt".

Die Polizei stürmte die Schule nach der Bluttat und fand zwei tote Schülerinnen und eine jugendliche Aushilfslehrerin vor sowie den toten Schützen und acht zum Teil schwer verletzte Kinder. Nach Angaben des State Hershey Medical Center starb eines der verletzten Mädchen am Dienstag im Krankenhaus. Ein weiteres Mädchen sei ebenfalls am Dienstag gestorben, teilte das Generalkrankenhaus von Lancaster mit. Die Polizei bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Den Krankenhäusern zufolge befanden sich viele der verletzten Kinder in Lebensgefahr. Laut Polizei hatten einige Schusswunden am Kopf.

Rache offenbar Motiv des Täters

Die Tat ereignete sich rund 90 Kilometer westlich von Philadelphia. Der Täter Charles Roberts drang nach Angaben der Polizei am Montagmorgen in die aus einem Klassenzimmer bestehende Schule ein und befahl den Erwachsenen und 15 Jungen im Alter zwischen sechs und 13 Jahren, den Raum zu verlassen. Acht jüngere Mädchen und drei jugendliche Aushilfslehrerinnen habe der 32-jährige Lastwagenfahrer festgehalten und dann das Feuer auf sie eröffnet. Es habe sich offenbar um einen Racheakt gehandelt. "Er ist offenbar wie bei einer Hinrichtung vorgegangen, mit Kopfschüssen", sagte Polizeikommissar Jeffrey Miller. In einem letzten Gespräch mit seiner Frau habe Roberts gesagt, er wolle Rache für etwas nehmen, das ihm vor mehr als 20 Jahren geschehen sei. Er habe sich anscheinend an Frauen rächen wollen.

In der aus nur einem Klassenzimmer bestehenden Schule werden insgesamt 27 Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis 14 Jahren unterrichtet. Die Fernsehsender CNN und Fox zeigten Frauen in der traditionellen Kleidung der friedliebenden Amish, mit Strohüten auf den Köpfen, wie sie vor dem Schulgebäude standen und weinten. Die Amish pflegen eine Tradition der Gewaltfreiheit. Die Nachfahren deutsch-schweizerischer Einwanderer leben abgeschottet von der Modernität, ohne Elektrizität und ohne Autos. In den USA leben lediglich 180.000 Amish, davon 50.000 in Pennsylvania. Der Täter gehörte laut Polizei nicht den Amish an.

Regierung will über Maßnahmen gegen Gewalt beraten

Es breche Amerikas Herz, wenn unschuldige Kinder in einer Schule als Geisel genommen und erschossen würden, sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses. Generalbundesanwalt Alberto Gonzales und Erziehungsministerin Margaret Spellings würden nächste Woche eine Konferenz einberufen, um über Maßnahmen gegen Gewalt an Schulen zu beraten.

Am selben Tag wurde in Las Vegas im Bundesstaat Nevada ein bewaffneter Schüler gesucht. Zwei Schulen wurden vorübergehend abgeriegelt, weil der Schüler in der Umgebung vermutet wurde. Der Verdächtige sei entwischt, sagte ein Polizeisprecher. In einer nahen Kirche wurde eine Schusswaffe gefunden, die "möglicherweise" dem Ex-Schüler gehöre, sagte der Sprecher.

In den vergangenen Tagen hatten sich Berichte über Gewalt an US-Schulen dramatisch gehäuft. Am vergangenen Freitag waren bei einem Geiseldrama in einer Highschool in Bailey im Bundesstaat Colorado zwei Menschen ums Leben gekommen. Der Direktor eines Gymnasiums im Bundesstaat Wisconsin verstarb, nachdem einer seiner Schüler ihn am Freitag lebensgefährlich angeschossen hatte. (tso/AFP)

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