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Bush Flutgebiet

© dpa

USA: Die Dämme brechen - und Bush warnt

Knapp zwei Wochen nach Beginn der Flutkatastrophe im Mittleren Westen der USA wendet sich die Debatte über die Ursachen dem Klimawandel zu. Der US-Präsident besucht die Flutgebiete in Iowa. Auf den Klimawandel war man nicht vorbereitet, gibt er zu.

Während Präsident George W. Bush Notstandsgebiete in Iowa besuchte und die nächsten Gemeinden am Mississippi in Missouri überschwemmt wurden, veröffentlichte seine Regierung einen warnenden, 162 Seiten langen Bericht. Demnach müssen die USA in den kommenden Jahren häufiger sowohl mit ungewohnten Dürren als auch mit außergewöhnlich heftigen Niederschlägen rechnen. Die Zahl beider Phänomene habe sich über die letzten hundert Jahre verdreifacht. Vor wenigen Jahren hatte Bush den Klimawandel noch bezweifelt; seine Regierung drängte Forscher damals zu einer zurückhaltenden Sprache in Regierungspapieren.

Die Studie des US Climate Change Science Program fasst die Untersuchungen zahlreicher Wissenschaftler aus den jüngsten Jahren zusammen und prognostiziert das Wetter der mittelfristigen Zukunft. Im jüngsten Jahrzehnt habe es weniger Kälteperioden als in jeder anderen Dekade seit 1895 gegeben. Extreme Hitzeperioden, wie sie bisher nur alle 20 Jahre vorkommen, werden sich künftig im Schnitt alle drei Jahre wiederholen. Die Intensität der Wirbelstürme habe seit 1970 drastisch zugenommen. Die Forscher messen dabei einen Mischindikator aus Windstärke, Sturmdauer und Häufigkeit. Statistisch verlaufe der Anstieg parallel zur Erhöhung der Temperatur an der Wasseroberfläche im tropischen Bereich des Atlantik.

Die Forscher sind sich einig, dass die Erderwärmung anhält, nicht aber, ob menschliches Wirtschaften die Hauptursache ist. Die beiden Vorsitzenden, Thomas Karl und Gerald Meehl, sagen, es gebe „keinen Zweifel, dass die von Menschen verursachten Treibhausgase die Phänomene verstärken“. Aber sie und andere Mitautoren zögern, eine Kausalität zwischen Treibhausgasen und Hurrikanintensität herzustellen. Richard Moss, Chef der Klimaabteilung im World Wildlife Fund, sieht dagegen eine eindeutige Verbindung. Die USA müssten Energieverbrauch und Emissionen reduzieren.

Auch die wachsende Zahl der Dammbrüche am Mississippi könnte mit dem Klimawandel zu tun haben. Als die Deiche vor Jahrzehnten angelegt wurden, erwarteten die Planer nicht so intensive Niederschläge und so hohe Flusspegel. Zudem wurde die Instandhaltung vernachlässigt, und auf ehemaligem Ackergebiet entstanden Wohnsiedlungen.

Inzwischen sind mehr als dreißig Deiche überschwemmt worden oder gebrochen. Bis zum Wochenende könnten 18 weitere Dämme nachgeben, schätzen Experten. Wie Bush retten sich die Bürgermeister der bedrohten Gemeinden in die immer gleiche Durchhalteparole: „Wie gut, dass die Menschen hier so zäh sind!“

Der Katastrophenschutz Fema gab neue Opferzahlen bekannt: 24 Tote seit Beginn der Unwetter Ende Mai. Es blieb unklar, wie viele davon durch die Flut, die Tornados zuvor oder Unfälle umkamen. Bisher hatten US-Medien als Unterschied zum Untergang von New Orleans 2005 hervorgehoben: In Iowa hätten sich die Menschen rechtzeitig in Sicherheit gebracht und so Todesfälle durch Überschwemmung vermieden.

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