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USA: Tempolimit soll Glattwale retten

Von Dienstag an müssen Schiffe vor der US-Küste auf eine besonders gefährdete Gattung der Glattwale Rücksicht nehmen. Ein neues Gesetz schreibt vor, dass sie ihre Geschwindigkeit auf zehn Knoten drosseln müssen, wenn Wale in der Nähe sind.

Sie sind so rar geworden, dass Meeresbiologen sie beim Namen nennen: Calvin, Kleenex, Baldy (Glatzkopf) oder auch Drippy Nose (Tropfnase). Nur wenige hundert nördliche Glattwale (Eubalaena glacialis) ziehen heute noch ihre Bahnen im Atlantik vor Nordamerika.

Obwohl die Meeressäuger seit rund 70 Jahren nicht mehr gejagt werden, hat sich ihr Bestand vom Gemetzel der Walfänger nicht erholt: Vor allem Schiffskollisionen und Unfälle mit Fischernetzen dezimieren die am stärksten gefährdete Großwalart der Welt. Forscher wie Regina Asmutis-Silvia von der Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS) in Plymouth bei Boston erkennen unter den schwerfälligen Dickleibern inzwischen viele einzelne an Narben und individuellen Markierungen auf dem Kopf.

Sichtet Asmutis-Silvia einen der auch als Nordkaper bekannten Wale in der Bucht von Cape Cod (US-Bundesstaat Massachusetts), wo sich Glattwalmütter im Frühjahr mit ihren Jungen stärken, so dokumentiert sie die Beobachtung für ihre Kollegen und sendet einen Warnhinweis an die Schifffahrt aus. Kollisionen mit Tankern und Luxuskreuzern fordern unter den extrem gefährdeten Großwalen etwa ebenso viele Opfer wie natürliche Todesursachen.

In den USA tritt deshalb am heutigen Dienstag ein Gesetz in Kraft, das größeren Schiffen vorschreibt, die Geschwindigkeit zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Regionen auf zehn Knoten zu drosseln – das entspricht knapp 19 Kilometern pro Stunde.

Der Zeitpunkt für die in Washington lange umkämpfte Verordnung könnte kaum besser ausfallen. Im Dezember bringen die weiblichen Glattwale ihren Nachwuchs im Atlantik vor den US-Südstaaten Georgia und Florida zur Welt und sind besonders schutzbedürftig. Während des Kalbens und des Säugens nehmen die Muttertiere selbst kaum Nahrung zu sich. Und das bei einer Produktion von tausenden Litern Milch für ein einziges Junges, schreiben die Walforscher Scott D. Kraus und Rosalind M. Rolland in ihrem Buch über Nordkaper, „The Urban Whale“. 2007 war ein vergleichsweise gutes Jahr für den Zuwachs. 18 Glattwale wurden geboren, ein Junges starb bald darauf an einer natürlichen Ursache. (dpa)

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