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Die Kreuzfahrtschiffe in Venedig sind der Höhepunkt einer Entwicklung, in der die Stadt dem Tourismus geopfert wird.

© Reuters

Venedig: Wo der Tourismus zur Plage wird

Die Kreuzfahrtschiffe in Venedig sind der Höhepunkt einer Entwicklung, bei der der Tourismus zur Plage wird. Ist Venedig das Modell, nach dem in Zukunft jede schöne und interessante Stadt der Welt dem Tourismus geopfert wird?

Für Venedig sind die Kreuzfahrtschiffe ein Albtraum. Wer je in dieser verzauberten Stadt war und dort durch die Gassen lief, wird nicht vergessen, wie sich plötzlich ein Ungetüm direkt über den alten Dächern erhebt. Erste Besucher kriegen einen Schreck, sieht die Szene doch aus, als werde das Riesenmonster von Kreuzfahrtschiff jeden Moment alles zerdrücken. Optisch werden für die Einwohner alle Maßstäbe ihrer Heimatstadt verzerrt. Die Kreuzfahrtschiffe in Venedig sind der Höhepunkt einer Entwicklung, bei der der Tourismus zur Plage werden kann. Dichte Menschenmassen drängen sich durch die Gassen und nehmen die Stadt in ihren Besitz. Sie wird ihren Bewohnern weggenommen. Geschäfte, Billigrestaurants, Verkaufsstände, eine ganze Ökonomie wird auf die Touristen eingestellt. Zwar gibt es Ecken, die noch unberührt sind, aber jedes Jahr werden neue Gassen umgestaltet. Wo vorher ein richtiger Fleischer war, oder Baccaros – kleine Lokale, wie es sie nur in Venedig gibt, mit ihren typischen kleinen Spezialitäten – entstehen Geschäfte, in denen der gleiche Tand verkauft wird wie überall. Wohnungen werden in Ferienwohnungen umgewandelt, immer weiter frisst sich der Tourismus durch die Stadt, wobei jeder Kritiker, der von außen kommt, zum Problem dazugehört. Venedig ist vielleicht das Modell, nach dem nach und nach unaufhaltsam alle schönen Städte dieser Welt brachial umgepflügt werden. (os)

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