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Schauspielerin Uschi Glas (li.) mit ihrem Sohn Ben Tewaag.

© imago/Sven Simon

Verbaler Angriff auf Uschi Glas: Ben Tewaag entspricht dem Klischee des Promi-Kindes

Ben Tewaag beschimpft seine Mutter Uschi Glas im Internet. Es zeigt den Gemütszustand eines Mannes, der mit sich und mit seiner Mutter nicht mehr zurechtkommt – und dessen Leben immer öffentlich war.

Franz Kafka war 36 Jahre alt, als er einen Brief an seinen Vater schrieb. 103 Seiten lang; es ist das Dokument eines Kampfes, eines emotionalen Desasters. Hier der jähzornige Alte, erfolgreich, fordernd, dort der sensible, weltabgewandte Sohn. Der Vater, schreibt Kafka, habe über ihn gesagt: „Er soll krepieren, der kranke Hund.“

Man tut Ben Tewaag, dem 39-jährigen Sohn der Schauspielerin Uschi Glas, sicher nicht unrecht, wenn man behauptet, dass ihn mit Franz Kafka so gut wie gar nichts verbindet. Bis auf diesen Konflikt. Der Hass auf den Vater, oder, wie bei Tewaag, auf die Mutter. Die Anklage, die drastische Wortwahl, die Entfremdung – so klingt es, wenn sich Liebe in ihr Gegenteil verkehrt.

Auch Ben Tewaag, der sich selbst als Schauspieler und Produzent bezeichnet, der in Wahrheit aber Berufssohn ist, hat einen Brief geschrieben. Der ist nicht 103 Seiten lang, es sind nur ein paar Zeilen auf Facebook. „Meine Mutter beschäftigt sich seit Jahren mit ihrer ,Mission‘ (weil sie als Schauspielerin nicht mehr besetzt) ,Brotzeit für Kinder‘, während ihrer die eigenen Kinder ,voll ihr voll am Arsch vorbei gehen‘ Ihr Narzissmus geht über alles und sie hofft ,in die Geschichte eingehen‘.“

Es ist ein Gestammel, und es zeigt offenbar den Gemütszustand eines Mannes, der mit dem Leben und mit seiner Mutter nicht mehr zurechtkommt.

Seit Tagen wird die Geschichte von den Boulevardmedien, allen voran von der „Bild“-Zeitung, ausgeschlachtet. „So leidet Uschi Glas“, titelte das Blatt am Donnerstag in vier Zentimeter hohen Buchstaben auf der Seite 1 – und natürlich im Internet. Fotografen dokumentieren minutiös, wie Ben Tewaag, der sich selbst als Alkoholiker und Drogenkonsument bezeichnet, bei der Polizei randaliert, Whiskey einkauft, alleine auf einer Mauer sitzt und in sein Handy tippt. Er hat blutige Kratzer im Gesicht.

Es ist eine Geschichte, nach deren Lektüre man sich Sorgen um diesen Mann macht.

Wie immer, wenn sich Söhne oder Töchter von Prominenten auffällig verhalten, sind Küchenpsychologen nicht weit. Wie sollen Kinder eine stabile Psyche entwickeln, heißt es, wenn die Eltern ständig im Rampenlicht stehen, sich nur um sich kümmern, ihren Nachwuchs gerne als schickes Accessoire vorführen?

Ben Tewaag geriet schnell in den Fokus der Medien

Ben Tewaag, so scheint es, entspricht diesem Klischee voll und ganz. Seine Mutter Uschi Glas gilt in Bayern spätestens seit dem Film „Zur Sache, Schätzchen“ von 1968 als eine Art Nationalheiligtum. Jeder Schritt, jede neue Frisur, jede Rolle wird von Journalisten begleitet. Als ihre Ehe mit dem Filmproduzenten Bernd Tewaag vor 15 Jahren zerbrach, führten die beiden in der „Bild“-Zeitung einen Scheidungskrieg, mit Interviews, Fotos, Indiskretionen. Es ist ein Leben in der Öffentlichkeit; kein Wunder, dass auch Sohn Ben bald in den Fokus der Medien gerät.

Allerdings auf wenig ruhmreiche Art: hier eine Schlägerei, dort ein Angriff auf Polizisten, Alkoholexzesse, Körperverletzung, ein Aufenthalt im Gefängnis. Therapien wegen einer bipolaren Störung bleiben erfolglos. Immer neue schauerliche Fotos sind zu sehen. Und immer wieder Uschi Glas, immer wieder als Schlagzeile: „Meine Liebe zu Ben ist nicht zu erschüttern.“

Es ist ein Muster, das man auch von anderen prominenten Familien kennt. Charlie Sheen, Sohn des „Apokalypse now“-Stars Martin Sheen, verlor seinen Job in der Serie „Two an a half Men“ wegen Drogengeschichten und Pöbeleien. Cameron Douglas, Sohn von Michael Douglas, wurde aus ähnlichen Gründen auffällig. Längst hat das internationale Klatschgewerbe die Kinder von Stars als Attraktion entdeckt – und diese kommen dem Angebot gerne nach.

Manchmal sind es nur Momente, die das Publikum nach mehr gieren lassen. So wie jene Minute, als die elfjährige Paris Jackson bei der Trauerfeier für ihren Vater Michael Jackson alleine am Mikrofon stand. Milliarden schauten zu. Sie sagte: „Daddy, ich liebe dich“ – und begann zu weinen. Seitdem wird sie öffentlich erwachsen. Mit täglichen Updates. So wie die Story über Ben Tewaag weitergehen wird, mit vielen Fotos und Details.

Übrigens, auch Franz Kafka verriet in dem Brief viel über seinen Vater. Zum Beispiel, dass der ihm riet, zu Prostituierten zu gehen. Aber anders als Tewaag schickte er den Brief nie ab.

In einer früheren Version war diesem Text ein falsches Foto angefügt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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