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Verdacht: Ex-"Tagesschau"-Chef von Stasi als IM registriert

Die Birthler-Behörde bestätigte am Dienstag, dass der frühere "Tagesschau"-Chefredakteur Bernhard Wabnitz bei der Stasi als IM registriert war. Der 56-Jährige, der von 1999 bis 2005 das ARD-Flagschiff betreute, bestritt jeden Kontakt zum DDR-Geheimdienst.

Der frühere Chef der ARD-"Tagesschau", Bernhard Wabnitz, ist unter dem Decknamen "Junior" von der DDR-Staatssicherheit in einem sogenannten Statistikbogen als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) geführt worden. Die Berliner Birthler-Behörde bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht von "Welt Online". Der Statistikbogen des DDR-Geheimdienstes weise Wabnitz als IM aus, sagte eine Sprecherin der Stasiunterlagenbehörde. Den Akten zufolge sei er durch einen ostdeutschen IM angeworben worden. Wabnitz, der heute das ARD-Studio in Rom leitet, erklärte laut "Welt Online" über seinen Anwalt, dass er wissentlich oder willentlich der DDR-Staatssicherheit keine Informationen weitergegeben habe. Ein Experte des SED-Forschungsverbundes der Freien Universität Berlin sagte "Welt Online" zufolge, er halte es auch für möglich, dass Wabnitz "abgeschöpft" wurde.

"Unser Herr Mandant hatte zu keinem Zeitpunkt einen Kontakt zum Staatssicherheitsdienst", zitierte "Welt Online" aus einer Mitteilung des Rechtsanwalts. Der dpa sagte Wabnitz auf Anfrage in Rom zu dem Bericht: "Daran ist nichts, es ist ein Skandal". Weiter sagte er: "Ich werde meine Persönlichkeitsrechte mit allen Mitteln verteidigen". Deshalb wolle er sich zunächst auch nicht näher zu der Angelegenheit äußern.

IM "Junior" wird ein Dossier zum Honecker-Besuch zugeschrieben

Wabnitz war von 1999 bis 2005 Erster Chefredakteur von ARD-aktuell ("Tagesschau", "Tagesthemen"). Seit 2006 ist der 56-Jährige ARD- Studioleiter und Fernsehkorrespondent in Rom.

Laut "Welt Online" gibt es weder eine handschriftliche Verpflichtung noch selbst verfasste Berichte des IM. Deshalb begründeten die jetzt zusammengetragenen Papiere nicht mehr als einen Verdacht, hieß es. Auf einem Stasi-Formblatt heiße es, "Junior" sei 1982 im "Operationsgebiet", also der Bundesrepublik, auf "ideologischer Basis" geworben worden. Der IM habe für Postsendungen eine Deckadresse in der DDR erhalten, und ein Stasi-Instrukteur pflege die Verbindung. Die "Junior" zugeschriebenen Dossiers hätten unter anderem Einschätzungen etwa zur Wahl des damaligen Mainzer Bischofs Karl Lehmann zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz im Herbst 1987 oder etwa zur Reise des DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker in die Bundesrepublik enthalten. (goe/dpa)

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