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Vergewaltigung: Dominique Strauss-Kahn: Alles nur ein Komplott?

US-Journalist Edward Epstein enthüllt neue Details über den Fall Dominique Strauss-Kahn. Frankreich reagiert skeptisch auf die Enthüllungen aus New York – diese richten sich allerdings auch gegen Präsident Sarkozy.

Seinen Vollbart hat Dominique Strauss-Kahn wieder abgenommen. In seine Ehe scheint Harmonie zurückgekehrt zu sein, wenn ihm seine Frau, die Journalistin Anne Sinclair, denn jemals wegen seiner zahlreichen Sex-Abenteuer mit Trennungsabsichten gedroht haben sollte, die selbst in seriösen Blättern wie „Le Figaro“ kolportiert worden waren. Am Wochenende wurden die beiden jedenfalls von den Paparazzi, die ihnen ständig auflauern, in dem Moment abgelichtet, wie sie sich untergehakt auf den Weg in ein Pariser Restaurant zur Feier ihres 20. Hochzeitstages begaben. Auch sonst scheint der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds wieder Oberwasser zu verspüren.

Der Eindruck stützt sich auf die Recherchen, die der US-Journalist Edward Epstein in der „New York Review of Books“ und in der „Financial Times“ veröffentlichte (Beitrag unten). Sie geben der Vermutung neuen Auftrieb, dass der ehemalige Hoffnungsträger der französischen Sozialisten einer Verschwörung zum Opfer gefallen sei. Seine Anhänger hatten diese These aufgestellt, als DSK, wie sie ihn kurz nennen, am 14. Mai in New York wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung des Zimmermädchens Nafissatou Diallo verhaftet wurde. Doch die Verschwörungstheoretiker ließen ihre Mutmaßungen bald wieder fallen und griffen sie auch nicht wieder auf, als das New Yorker Gericht später das Strafverfahren wegen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Klägerin einstellte.

Autor Epstein hat eine Reihe von Details zusammengetragen, die die Vermutung nahelegen, dass Strauss-Kahn abgehört wurde. "Ich behaupte nicht, dass es sich um eine politische Verschwörung handelt", sagte Epstein der französischen Nachrichtenagentur AFP. "Es gab Leute, die überwachten ihn, um herauszufinden, was er in New York machte. Sie wollten Beweise für ein schlechtes Verhalten finden, um ihn um die Präsidentschaftskandidatur der Sozialisten, wenn nicht auch um seinen Posten beim IWF zu bringen." Frankreichs Medien stiegen auf die von Epstein zusammengetragenen Fakten sofort ein. Doch in den Berichten war die Skepsis deutlich zu spüren. Er habe schon in zwei früheren Veröffentlichungen die Möglichkeit einer Verschwörung angedeutet, ohne Beweise zu liefern, schreibt die Zeitung „Libération“. Das Sofitel-Hotel und sein Mutterkonzern Accor dementierten. Das Überwachungsvideo, auf dem der angebliche Freudentanz zweier Hotelangestellter zu sehen sei, sei nicht acht Minuten lang, wie Epstein behaupte, sondern nur zwei und von einem Freudentanz könne gar keine Rede sein. Das Dementi der Hotelgruppe enthielt einen Fehler. Epstein schreibt nicht von acht Minuten, sondern von drei.

Inzwischen hat sich die Hoteldirektion in diesem Punkt korrigiert. Epstein sagte in einem Interview in „Paris Match“, dass das Sofitel in der Affäre „von Anfang an“ gelogen habe.

Mit Entschiedenheit trat auch René-Georges Querry, ein früherer hoher Polizeibeamter und von 2003 bis September dieses Jahres Sicherheitschef der Accor-Gruppe, Epstein entgegen. In der Affäre Strauss-Kahn mag es dunkle Zonen geben, sagte er dem „Journal du Dimanche“, doch mit der „abenteuerlichen These“ einer Verschwörung habe er gewiss nichts zu tun. Er habe den Geheimdienstkoordinator Ange Mancini, einen langjährigen Freund, über die Verhaftung Strauss-Kahns informiert, so wie er ihn auch von der Ermordung des Direktors des zur Gruppe gehörenden Direktors des Novotel in Abidjan informiert habe: „Es gab nicht die geringste politische Instrumentalisierung."

Als „Phantasiegebilde“ bezeichnete Innenminister Claude Guéant Epsteins Artikel. Jean-François Copé, Generalsekretär der Regierungspartei UMP, nannte Epsteins These „grotesk“. Aber auch StraussKahns Freunde sind skeptisch. „Ich glaube nicht an ein Komplott“, sagte der Abgeordnete Jean-Christoph Cambadélis, einer seiner engsten langjährigen Vertrauten. Das Kapitel Strauss-Kahn sei für die Partei abgeschlossen, jetzt sei die Zeit des Wahlkampfs gekommen. Ein „Freundeskreis Strauss-Kahn“ der Sozialisten forderte aber eine parlamentarische Untersuchung dieses „Blackberry-Gate“. Was sagt Strauss-Kahn? „Zum Artikel von Epstein habe ich keinen Kommentar zu geben.“

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